Nizza: Folge3 – ein kurzer Schwenk auf die Architektur

Alle Fotos: Silvia Matras

Ich beginne mit einem Zitat aus dem Buch des exzellenten Kenners dieser Stadt, nämlich Fritz J. Raddatz. Er nannte sein schmales Büchlein „Nizza, mon amour. Eine Liebeserklärung an die spröde Schöne des Mittelmeeres“. Im Titel ist schon alles rauszulesen: Begeisterung, Liebe – immer mit einer gehörigen Prise Kritik. Da heißt es gleich zu Beginn: „Nizza…wird erst schön, lässt man sich ihre Sonderbarkeiten zufächeln, die Eleganz der Belle-Epoque-Paläste, errichtet von den russischen Adeligen und reichen Engländern im 19. Jahrhundert, oder die stilsichere Perfektion der Art-déco-Häuser.“ Trotz aller Eleganz „kann man die abstruse Hässlichkeit, die glitzernde Brillianten-Vulgarität der russischen „Nouveau riche“ Oligarchen“ nicht übersehen. Er meint damit expressis verbis auch das Hotel Negresco.

Mit diesem kritischen Blick ausgestattet streife ich durch die Stadt. Mein kleines Hotel „Villa Rivoli“ ist ein gutes Beispiel für die gelungene Eleganz der Belle-Epoque, verziert mit einen Hauch von Art Nouveau im Eingangsportal. Doch schon einige Schritte weiter bildet die „Villa Masséna“ einen gegensätzichen Einblick in die Belle-Epoque: André Masséna, Enkel von Napoleon Buonaparte, ließ sich dieses Prunkstück im neoklassizistischem Stil direkt an der Proménade des Anglais errichten. Villa und Garten sind heute ein Museum.

Auf dem Weg in den Norden von Nizza, zum Viertel Cimiez

Vom Hotel „Villa Rivoli“ geht es durch das „Musikerviertel“, Gassen mit berühmten Namen wie Gounod, Berlioz, Mozart. Auf dem Weg ins Viertel Cimiez entdecke ich eine bunte „Architekturcollage: Die für Nizza so typischen „Hochhäuser“, immer mit Balkonen aus Eisen oder abgerundeten Betonbrüstungen berssehen, an die fünf Stockwerke hoch. Alle mit dem hochtrabenden Namen „Palais“. An den sorgfältig geputzten Namensschildern lese ich Notare, Ärzte, Rechtsanwälte… also die betuchte Bourgoisie. Dazwischen ein skurriler Neubau, zum Finanzamt gehörig: Ein Dreiecksegel ragt irgendwie unmotiviert in den blauen Himmel. Vorbei am Bahnhof, der nicht gerade ein Schmuckstück ist, spaziere ich weiter in das ruhige Villenviertel Cimiez. Villen mit Gärten, diskret hinter Mauern, dann taucht bildmächtig „La Résidence Le Régina“ – auf, einst das Grandhotel schlechthin, heute leider in viele Privatapartements aufgeteilt.

Alles sehr beeindruckend, aber ich stelle fest: Am wohlsten fühle ich mich in der „No-name-architektur“ oder besser „architectura populare“ in den engen Gassen von „Vieux Nice“.

Um dann am Abend, müde von den vielen Eindrücken, in „meinem Zimmer“ im Hotel Villa Rivoli ins Bett zu fallen.

Hier bin ich zu Hause:http://www.villa-rivoli-com

Zum Abschluss noch mein Buchtipp:

Fritz J. Raddatz, Nizza, mon amour. Arche Verlag – siehe meinen Beitrag http://www.silviamatras-reisen.at/fritz-raddatz-nizza-mon-amour-arche-verlag