SCALA: „Play Strindberg“ von Friedrich Dürrenmatt nach dem „Totentanz“ von August Strindberg

Inszenierung: Babett Arens. Raum: Marcus Ganser. Kostüm: Sigrid Dreger. Musik: Alexander Lutz

In der bekannten großartigen Sicht auf sich und sein Werk meinte Friedrich Dürrenmatt, Strindberg sei ein Genie gewesen, aber heute „sei er literarisch total veraltet“ (Zitat Programmheft)., Also schrieb er den „Totentanz“ so um, dass „fast kein Strindbergsatz mehr übrig geblieben ist“ (Zitat Programmheft). Dem Ehekrieg nahm er die Tragik und formte ihn zu einer bitterbösen Komödie um. Gleichsam wie in einem Boxkampf gehen die Eheleute aufeinander los, schlagen sich gegenseitig knock out, kehren wieder in den Ring zurück. bereit für die nächste Runde.

Konsequent hat Marcus Ganser diese Idee vom Boxkampf umgesetzt und die Schauspieler in einem hohen Maschenkäfig agieren lassen. Jede Runde wird an- und abgepfiffen. Der Nachteil dieser Idee: sie nützt sich nach 6-7 Runden ab und zersägt den Fluss der Dramatik. Die Schauspieler holen aus diesem Konzept das Beste raus, was möglich ist. Allen voran Thomas Kamper als Ekel Edgar. Er hat ja schon in vielen Inszenierungen in der Scala reüssiert, unter anderem im „Tod eines Handlungsreisenden“ oder in der „Liebelei“. Als widerwärtiger Ehemann Edgar, der seine Frau herumkommandiert und sie zur unbezahlten Hausmagd degradiert, ist er richtig gut grauslich. Wie ein Stehaufmandl ist er nach einem kurzen Scheintod immer wieder da und triumphiert über sie. Er ist der verkörperte Philister und Heuchler, dem man als Zuschauer den baldigen Tod wünscht. Vanessa Payer Kumar hat es schwer, als Alice neben ihm sich zu behaupten. Sie ist eher eine elegante, leicht resignierende als widerliche Ehefrau. Ihre Stärke ist das Wort, das sie über ihn ausspeit, wenn er am Boden liegt: „Stirb endlich, aufs Gartenbeet mit dir!“ Aber er sirbt nicht und nicht. Am Ende triumphiert sie über ihn, füttert den Gelähmten, der nur mehr unverständliche Sprachbrocken ausspeien kann. Zwischen diese beiden Kampfhähne gerät der Besucher von draußen – Kurt. Alexander Lutz ist in dieser Rolle perfekt: Eleganter Hochtapler, Verführer, der aber im entscheidenden Moment die um ihn buhlende Alice abblitzen lässt und die Kampfhähne ihrem Schicksal überlässt. Außerdem rundet er mit seiner Musik das Geschehen ab.

Ob aus dem „Totentanz“ Strindbergs wirklich eine Komödie wurde, wie Dürrenmatt meinte, diese Frage mag jeder für sich beantworten. Eine Zuseherin hat sich offenbar wirklich amüsiert, ihr Lachen war nicht zu überhören. Die Orgie des Hasses wirkte eher schockierend.

Gespielt wird jeweils Dienstag bis Samstag um 19.45h vom 12.12. bis 22.12. 2023.

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