Simon Stephens: Heisenberg. Akademietheater

Eine Übernahme aus dem Düsseldorfer Schauspielhaus aus der Spielzeit 2016/17

Regie: Lore Stefanek, Bühne und Kostüm: Janina Audick

Georgie Burus: Caroline Peters, Alex Priest: Burghart Klaußner

Man nehme: Einen superklugen Komödientext, zwei irre gute Schauspieler – und fertig ist ein toller Theaterabend! Man muss sich auf dem Wiener Theaterteppich viele, qualvoll langweilige Stücke ansehen, bis man endlich auf eines wie dieses stößt, das „alle Stückeln“ spielt. Und das ist dann eine Übernahme aus Düsseldorf. Keine Eigenproduktion.

Bitte sich nicht vom Titel irritieren lassen und während der Aufführung irgendeine intelligente Erklärung dafür suchen! Wahrscheinlich gibt es keine, er – der Titel – ist Teil der Komödie. Wer unbedingt eine Erklärung braucht: bitte sehr -hier meine. Sehr simpel. Irgendwie spricht Heisenberg von der Unmöglichkeit, zwei komplimentäre Eigenschaften eines Teilchens gleichzeitig genau zu bestimmen. Die beiden unmöglichen Elemente sind die 44 jährige Georgie und der 77 jährige Alex. Im normalen Leben würden sie aneinander vorbeigehen, sie wären nicht gleichzeitig genau zu orten. Aber Georgie, die an einer nervtötenden Logorrhoe leidet, quatscht den schüchternen Alex auf dem Bahnhof an. Er reagiert abweisend, was aber Georgie nicht stört. Sie lässt nicht locker. Findet seinen Arbeitsplatz – eine Fleischhauerei ohne Kunden – heraus und stalkt ihn ganz ohne Genierer. Wie dieser grantige Alex da in seiner weißen Fleischhauerschürze in der Tür seines Geschäftes steht und um nichts in der Welt auch nur ein Zipfelchen seiner Gedanken freilegen will, das erinnert an die Fleischhauer-Szene aus den „Geschichten aus dem Wiener Wald“ – nur mit umgekehrten Vorzeichen: Hier nun ist es Georgie, die sich diesen Mann krallen will – ganz einfach, weil sie Geld braucht! Die Szene könnte auch von Nestroy sein.

Wie sich die Temperatur zwischen den beiden ganz langsam ändert, sie sogar Sex haben (übrigens ganz ohne peinliche Nacktheit) und dann gemeinsam nach Amerika aufbrechen, um den Sohn Georgies zu suchen, das alles ist nicht billige Komödie, sondern faszinierend- tiefgründiger Text, gepaart mit kongenialer Schauspielkunst.

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