Stefano Bernardin: Hamlet.

Theater 82er Haus, Gablitz

Nein, es ist kein Irrtum. Stefano Bernardin hat sich seinen Hamlet „zurechtgespielt“ – heißt: Er ist Hamle. Ja, schon, Shakespeare darf auch ein wenig über den Bühnenrand ins Publikum schauen, gerade einmal in einem Sonett oder in manchen „gscheiten“ Sätzen, verdreht und Kopf zerbrechend, wie sie eben sind bei Shakespeare. Die Sätze. Stefano Bernardin hat keine Hemmungen, keine Scheu vor dem „größten Dichter aller Zeiten“, er spielt einen frechen, jungen Hamlet, wie er ihn sieht. Auf die anderen Figuren, die er alle ebenfalls verkörpert, wirft er seinen ganz eigenen „Hamletblick“: So wird aus dem Brudermörder Claudius ein Säufer, der sich bei Bier und bayrischen Klängen im Herrscherstuhl räkelt. Aus der Ehefrau Gertrude wird eine mit dem Fächer wachelnde Tussi. Ja, das alles ist Bernardin, von einer Halbsekunde in die andere wechselt er Minenspiel, Haltung und Stimme. Dauwischen spielt er bravourös Schlagzeug, Gitarre, Trommel und wenn es sein muss, auch Flöte.

Gekonnt entblößt er die Charaktere von Rosenkranz und Güldenstern, macht sie zu kriecherischen Dummköpfen. Auch Polonius bekommt als Schleimer sein Fett weg.Kriechen, korrumpieren, verraten – das alles schimmert sehr bekannt bis in die aktuelle Gegenwart herauf. Ophelia taucht nicht auf, als hätte Hamlet vor dieser zarten Mädchenliebe zu viel Achtung. Sie ins Kloster zu schicken fällt ihm schwer. Und als er von ihrem Selbstmord erfährt, schluckt er ordentlich. Der Schluss ist wieder typisch Bernardin/Hamlet: Ein Stich von einem unsichtbaren Laertes – und weg ist Hamlet.

Viel Applaus im vollbesetzten Haus! Ein sympathisches Theater, das mit interessanten Aufführungen von sich reden macht.

http://www.theater82erhaus.at