Theater Akzent: Anne Bennent liest „Das Wechselbälgchen“ von Christine Lavant

Musik: „Brot & Sterne“

Christine Lavant verfügt über eine Art poetischer Ursprache: Die Sätze fallen schwer wie Steine oder flattern leicht wie Windhauch durch den Raum. Anne Bennent hat diese Ursprache in sich – in jeder Rolle, die sie verkörpert. Mit ihrem Körper, ihrer Stimme und all ihrem Wesen sendet sie Lavants Botensätze hinein in das Publikum. Anne Bennent ist die geeignete Botin der Dichterin. Sie ist die Mutter, die ein WEchselbälgchen zur Welt bringt, das der Pfarrer unbarmherzig mit dem Namen Zita als uneheliches Kind stigmatisiert. Und sie ist das Kind, Zita, das kaum spricht. Da gibt es den Vater, einen Knecht, der dieses Kind nicht haben will. Doch es wird geliebt von der Mutter und auch von den anderen Kindern. Unter und mit ihnen spielt Zita immer das alte Spiel: Mutter – Kind. Und immer meldet sie sich lautstark: „I bin di Muata!“ Und darf es sein. Mit einer stummen Zärtlichkeit erfüllt, auch ihrem jüngeren – dann schon ehelich geborenen – Schwesterchen gegenüber. Den Tod, den der Vater eigentlich für sie arrangiert hat, hätte beinahe das Schwesterchen erlitten. Aber Zita rettete es mit dem Ruf „Ibin di Muata“ und geht dabei selbst in den Tod.

Diese fundamentale Geschichte über Liebe und Verzeihen kann hier nicht mit dürren Worten wiedergegeben werden. Nur so viel: Anne Bennent machte den Abend zu einer Weihe. Da erfährt man an Leib und Seele, was Dichtung kann: irreale Realität, gleichsam Traumsequenzen schaffen. Die durch die Musik der Gruppe „Brot &Sterne“ intensiviert werden. Franz Hautzinger, Matthias Loibner und Peter Rosmanith schaffen mit ihren Klängen genau den Raum, den diese Erzählung braucht. Die Intensität der Musik ist so stark wie der Text, ohne ihn zu übertünchen. Ein Abend, der lange in Erinnerung bleiben wird.

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