Volksoper: West Side Story

Idee und Buch: Jerome Robbins und Arthur Laurents, Musik: Leonard Bernstein, Gesangstexte: Stephen Sondheim

Regie: Lotte de Beer, Choreographie: Bryon Arias, Bühne: Christopf Hetzer,Kostüme: Jorine van Beck, Dirigent: Ben Glassberg

„I like to be in America“ – mit diesem Song ist das Hauptthema des Musicals angegeben. Einwanderer aus Puerto Rico wollen als Amerikaner akzeptiert werden und ihren Traum vom Eigenheim und friedlicher Koexistenz verwirklichen – im wunderbaren Song „Somewhere there is a place for as“ in einer erträumten Idylle vertont.. Doch wo schon andere den Platz und das Lebensrecht beanspruchen, kommt es unweigerlich zu Konflikten. Aktuell zu erleben: der Konflikt zwischen Israeli und Palästinensern. In der Literatur dramatisiert in „Medea“ von Euripides, Grillparzer und anderen, besonders aber von Shakespeare. Die aktuelle Aufführung folgt in groben Zügen dem Drama Shakespears „Romeo und Julia“, heruntergebrochen auf die Kämpfe zwischen den Straßengangs. Die Jets unter ihrem Anführer Riff (beeindruckend Oliver Liebl) wollen die „Sharks“, die aus Puerto Rico eingewandert sind, nicht dulden. Das Viertel gehört ihnen. In einer Straßenschlacht soll die Entscheidung fallen.. In atemberaubenden Choreographien (Bryon Arias) entwickelt sich ein mörderischer Kampf, in dem Tony (Christof Messner) versucht, Frieden zu stiften, aber selbst zum Mörder wird. Man kommt aus dem Staunen über die unwahrscheinliche Kraft und Gewalt, mit der diese beiden Gangs aufeinander losgehen, nicht heraus. Eine Szene ist stärker, intensiver als die andere. Man erfährt im Programmheft, dass Bryon Arias aus so einem gewaltbereiten Viertel in Puerto Rico stammt und gerne bei so einer Gang dabei gewesen wäre. Doch die Mutter hatte anders entschieden und ihn in die Ballettschule geschckt. So ist erklärbar, warum die Kampfszenen eine derartige Dichte und Heftigkeit bis fast zur Unerträglichkeit entwickeln, etwa die Vergewaltigung Anitas. Myrthes Montero gibt dieser Figur durch ihre Bühnenpräsenz und tolle Stimme Stärke und Ausstrahlung.

Die Liebesgeschichte zwischen Tony und Maria (stimmgewaltig Jaye Simmons) ist der zweite Strang des Geschehens. Manche mögen sich unter den beiden Figuren (in Erinnerung an den Film, der seit der Uraufführung 1961 immer wieder einmal zu sehen war) vielleicht andere Typen vorgestellt haben als die beiden, etwas bieder wirkenden. Aber ihr Aussehen passt punktgenau in die Rolle, die ihnen zugeschrieben wird: Sie wollen anders sein als all die Gewaltbereiten, weit weg gehen und ein bürgerliches Leben führen. Ihr schwärmerischen Liebesduette gehen zu Herzen und bilden einen Gegenpol. Wie schon bei Shakespeare siegt auch in dieser Story der tödliche Hass.

Begeisterter und langer Applaus, besonders für Jaye Simmons, Myrthes Monteiro, Christof Messner und Oliver Liebl. Ganz besonders viel Applaus für die gesamte Tanztruppe! Anerkennungsapplaus für Ben Glassberg, der mit Verve dirigierte.

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