„Wir haben es nicht gut gemacht“ -Ingeborg Bachmann -Max Frisch. Salzburger Festspiele 2023

Mit: Lina Beckmann und Charly Hübner. Textfassung: Bettina Hering

Zwei Tische mit nötigem Abstand. Keine Videos, manchmal war die Stimme der Callas zu hören. Sonst : Nur die Briefe der beiden Schriftsteller, die miteinander nicht leben konnten, aber ohne einander auch nicht. Bettina Hering traf eine kluge Auswahl aus der Unzahl der Briefe von 1958 bis 1963. Was schon bald auffiel: Hering kam es nicht darauf an, die Liebe der beiden zu skandalisieren, auch nicht zu dem Mythos zu machen, wie sie bald in den Medien und auch in der Literaturberichterstattung wurde. Klug wählte sie Briefe aus, die beiden gerecht wurden – also nicht Max Frisch als „Mörder“ und Bachmann nicht als Exaltierte porträtierten. Das Publikum (im ausverkauften Landestheater) erlebte und fühlte mit, wie zwei Menschen um eine Liebe kämpften, die nicht gelingen konnte. Weil sie beide übersensibel auf Veränderungen im Gegenüber hellhörig waren, weil sie beide Schriftsteller waren und Schreiben eine einsame Angelegenheit ist. Der Kampf war auf beiden Seiten gleich mühevoll. Frisch war eher der Abwägende, der nach Gründen suchte, wie die Liebe doch Bestand haben könnte, sie – eher die Verzweifelte, die in der Liebe nicht heimisch werden konnte, weil sie um ihre Selbstbestimmung fürchtete. Sie war es auch, die die Heirat ablehnte. Sie war es, die von ihm die Briefe zurückverlangte, sie war es, die immer wieder selbstzerstörend fragte, verneinte, zögerte, verzweifelte. Sie war es auch, die 1963 die endgültige Trennung verlangte.

Er veröffentlichte 1964 den Roman „Mein Name sei Gantenbein“. Sie glaubte sich in der Figur Lila wiederzuerkennen und war tief verletzt. Aber das ist eine andere Geschichte, die an diesem Abend nicht aufgerollt wurde.

Das Publikum dankte mit langem, begeistertem Applaus für einen Abend, der so angenehm aus dem Rahmen der diesjährigen Festspiele fiel – durch seine Wahrhaftigkeit, Textbezogenheit, Schlichtheit – durch das Fehlen eitler Regieeinfälle. Es bräuchte mehr solche uneitlen Abende, um den Festspielen wieder Glanz zu verleihen.

Die Briefstellen wurden entnommen aus: Ingeborg Bachmann-Max Frisch „Wir haben es nicht gut gemacht“. Der Briefwechsel. Hg von Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann. Piper Verlag/ Suhrkamp Verlag 2022

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