Barbara Zeman, Immerjahn. Verlag Hoffmann und Campe

Den Namen muss man erst einmal erfinden: Immerjahn. Das klingt nach Jammern, Lebensunfähigkeit. Gotthelf dazu! Gott kann so einem Menschen wie Gotthelf Immerjahn auch nicht wirklich zu einem sinnvollen Leben verhelfen.

In Barbara Zemans Debütroman langweilt sich Gotthelf Immerjahn gründlich – und der Leser mit ihm. Der Mann hat alles: Eine Villa, von Mies van der Rohe gebaut, eine Kunstsammlung, um die ihn jedes Museum beneiden würde: unzählige van Goghs, und noch Dutzende andere große Namen. Die hängen alle dicht auf dicht in seiner Villa. die er demnächst zu einem Museum umgestalten will. – Aber eben nur will, sein Plan bleibt Plan, weil Immerjahn eigentlich nicht will. Alles sträubt sich dagegen. Diesen immensen Reichtum hat ihm sein Vater hinterlassen, der mit der Zementfabrik viel Kohle machte. Der Sohn ist der typische Erbe: ihn ödet alles an. Er mäandert durch die Villa, durch seine Vergangenheit und durch seine nicht existierende Zukunft, bleibt an belanglosen Kleinigkeiten hängen. Genau da ist die Crux dieses Romans zu orten: Nicht jeder Leser ist bereit, diesen Irrweg des jammernden Immerjahns mitzugehen. Herr Gott, soll er doch endlich aufwachen, irgendetwas Gscheites mit dem Erbe machen, denkt so manch einer (auch ich) beim Lesen. Und mir fiel ein anderer, real existierender Erbe ein: Antonio Presti. Sein Vater hat mit Beton das große Geld gemacht, Sizilien – wahrscheinlich mit Hilfe der Mafia – zugepflastert. Sohn Antonio will mit Beton nichts zu tun haben – er steckt das geerbte Geld in Kunst, stellt Projekte auf wie „Fiumara d‘ Arte“, baut ein „Museo Albergo“ und gründet einen Verein, der Straßenkinder unterstützt. So geht’s auch.

Ob die Autorin die jämmerliche Untätigkeit eines typischen Erben aufblättern möchte, ist zu bezweifeln. Da liest man eher Bewunderung für die Welt der Reichen, der Kunstsammler und Kunstkenner, der Nichtstuer heraus. Die Sprache ist gewollt gekünstelt, krallt sich an Details fest, die uninteressant sind. Ironie ist nicht ihre Domäne. Aber das Feuilleton liebt Barbara Zeman.

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