Beyond Dystopia

Ausstellung in der „AG 18 Urban Art Gallery- Kuratiert von „Improper Walls“

Mut und großen Optimismus bewiesen Margot und Michael Schmitz, als sie im Oktober 2018 die „AG 18 Urban Art Gallery“ gründeten. Der Name der Galerie ist Programm: Im Zentrum der Ausstellungen stehen Künstler aus dem städtischen Bereich, die in erster Linie für den öffentlichen Raum arbeiten und auf dem internationalen Kunstmarkt (noch) nicht reüssieren. „In Österreich ist es nicht einfach, ein Publikum zu finden, das sich für diese Sparte der Kunst interessiert. Wer Kunst als Spekulationsobjekt oder als Imageaufwertung kauft, wird in dieser Galerie nicht fündig werden. Unsere Zielgruppe sind Menschen, die mit Neugier und Entdeckerfreude in die Ausstellung kommen. Durch moderate Preise und inhaltliche Vielfalt reizen wir die derzeit noch geringe Kaufbereitschaft an“, erklärt Michael Schmitz im Interview mit der Autorin des Beitrages.

In der aktuellen Ausstellung „Beyond Dystopia“ stellen nur österreichische Künstler aus. Einige kommen nur aus der Street Art – Szene, einige haben sich unter anderem auch mit Street-Art beschäftigt. Es ist nicht immer leicht, in den Werken die Beschäftigung mit der Street Art -Szene nachzuvollziehen. Ursprünglich wurde sie ja aus dem öffentlichen Protest heraus geboren. Street Art war und ist ein Mittel, politisch brisante Themen im öffentlichen Raum, besonders auf Mauern zu diskutieren, zu verbreiten. Den Kunstinteressierten bekannt sind die „murales“ von Diego Rivera (1886-1957). Der mexikanischen Künstler malte die Geschichte Mexikos auf Riesenwände, um das Selbstbewusstsein der Menschen und den Stolz auf ihre Vergangenheit zu stärken. Mitte des 20.Jahrhunderts entstanden auch in Europa die ersten „murals“ oder „murales“. Als die Hirten des sardischen Bergdorfes Orgosolo erfuhren, dass auf ihren Bergweiden ein NATO Truppenübungsplatz geplant war, begann sich der Protest unter anderem auch auf den Mauern mit starken Bildern erffolgreich zu artikulieren. Als das Ladadika-Viertel in Thessaloniki durch die überbordende Nachtclubszene an Reiz verlor und die kleinen Geschäfte und Hotels wegzogen, begannen unbekannte Künstler durch Mauerbilder auf den Verfall hinzuweisen. Thessalonikis Stadtväter erkannten den touristischen Wert dieser murales und gründeten 2012 ein „Street Art Festival“ mit deutlichem Protestcharakter.

Thessaloniki, Ausschnitt aus den „murales“ November 2016, (Foto: Silvia Matras)

Stoßrichtung der „urban art“

Anders als in der „Street Art“ ist die „urban art“, wie sie in der Galerie AG18 gegenwärtig gezeigt wird, nicht unbedingt an ein Protestthema gebunden. Titel und Bildgestaltung weisen auf eine eher willkürliche Aussage hin, die sich der Betrachter selbst zurechtlegt. Etwa Fatis an islamische Kunst erinnernde Blütenarabeske oder Marielle Lehners Wolken-Naturbild in Hellblau. Geheimnisvoll ist David Leitner „Wandgemälde“, eine Mischung aus Collage, Murales und Installation. Eine deutlich aggressive Handschrift weisen hingegen die Bilder des Künstlers „Golif“ auf: Die Gesichter aus schwarzen Pinselstrichen auf grünem Grund, die Augen mit schwarzer Maske verdeckt, sind Warnung, vermischt mit Aggression und Abwehr. Colin Linde spielt mit Farben und Formen eines Miro, alles durch ein zerbrochenes Smiley ironisiert. Den gebrochenen Menschen, der zum Objekt wird, das beliebig bemalt, missbraucht und ausgestellt wird, zeigt Linda Steiner mit der blauen Skulptur.

Das Spannende an dieser Ausstellung liegt gerade in der Vielfalt der Themen, der Darstellungsformen, in dem völlig neuen Blick, den der Betrachter in sich aufrufen muss

Die Ausstellung ist noch bis Ende Februar oder länger (genaues Datum ungewiss) zu sehen.

AG18 – URBAN ART GALLERY, Annagasse 18 1010 Wien.+43 1 293 51 26, +43 699 1236 9480, 0ffice@ag18.at

http://www.AG18.at/art