European Union Youth Orchestra zu Gast in Grafenegg am 29. Juli 2023

Es war ein Fest in den unterschiedlichsten Musikrichtungen. Im „Prélude“ 18h spielten junge Geigenvirtuosen sechs Miniaturen von Pauline Viardot (1821 -1910), einer der berühmtesten französichen Opernsängerinnen und Komponistinnen ihrer Zeit. Berührend die „Romance“, gespielt von Emilie Chigion, und die „Berceuse“, gespielt von Marta Dettlaff . Darauf folgte als Kontrastprogramm „Strange Ritual“ von Philippe Manoury, aktueller Composer in Residence. Es war ein Ausflug ins geordnete Chaos, spannend zu hören und anzuschauen. Besonders die Künstlerin an den 12 Gongs, die ein fein abgestimmtes Klangduett mit der führenden Violine spielte. Zur Erholung dann das wunderbar zarte Stück „Introduction et Allegro“ von Maurice Ravel. An der Harfe: Clara Gatti Comini, sehr einfühlsam.

Langsam senkte sich die Dämmerung über den Wolkenturm. Der Mond stieg auf – er blähte sich fast zum Vollmond auf. Und es begann einer dieser (wetterbedingt selten gewordenen) Abenden im Wolkenturm mit dem European Youth Orchestra, Julia Fischer und Sir Antonio Papano. Sie entführten uns in die Klangwelt Beethovens, ins Konzert für Violine und Orchester, D-Dur, Opus 61. Bewundernswert, wie stilsicher Julia Fischer ihren Part beherrschte, die Übergänge von festem, entschlossenem Tempo zu äußester Zarheit und Innigkeit. Papano „gehorchte“ ihr vollkommen, legte nur einen zarten, orchestralen Klangteppich unter ihr Spiel. Im „Larghetto“ ließ Papano viel Raum für Stille, die Geige klingt, als würde sie eine ferne Geliebte rufen. Dann ohne Pause das furiose Solo im Rondo. Lange Stille, dann brach begeisterter Applaus los. Als Zugabe spielt Julia Fischer „Caprice“ von Niccolò Paganini.

Julia Fischer,, Buchbinder gratuliert., das Orchester (Ausschnitt) ©Silvia Matras

Nach der Pause ertönte der markante Ruf „Ecce homo“ aus „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss. Doch irgendwie verloren sich die Exaktheit und Schärfe in einem etwas allzu ineinander verwobenen Klangteppich. Dafür gab es als Zugabe die Ouvertüre zu Verdis „Macht des Schhicksals“, und die riss die Zuhörer von den Sesseln! Vor Spielfreude sprühte das junge Ensemble, als es nach dem Ende noch ein Ende hinzufügte: Zu ausgelassener Klezmermusik tanzten sie, umarmten einander und versprühten überschäumende Freude. Unwillkürlich erinnerte man sich an die legendären Konzerte von „El Sistema“.

Langer Applaus als Dank für dieses besondere Fest!!

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