Schnitzler, Spiel im Morgengrauen. Spielort: Semmering. Erzähler und Spielleiter: Joseph Lorenz

Aus dem regenverhangenen Wien ging es hinauf auf den sonnigen Semmering, zum Panhans. Joseph Lorenz führte das Publikum durch die Erzählung von einem, der aus Spielsucht und Scham den Tod wählt, als wäre es ein Stück Theater: Spannung, Dramatik pur!

Otto Bogner, der aus Not in die Firmenkassa gegriffen hat und den Betrag – tausend Gulden – nicht rechtzeitig zurückzahlen kann, bittet seinen ehemaligen Kameraden, den Leutnant Willi Kassda, um Hilfe. Das Geld muss am nächsten Morgen in der Kassa sein. Schnitzler schildert nun mit tiefem Verständnis um menschliche Untiefen, wie jeder durch seine eigene Hölle geht: Bogner, weil er das Geld nicht rechtzeitig zurückzahlen kann. Willi, weil er am Spieltisch die Kontrolle verlor und aus Gier die schon gewonnenen 9.000 Gulden verspielt. Und letztlich erlebt der selbstbewusste Frauenheld eine weitere Hölle: die Erniedrigung durch eine Frau. Was bleibt als Lösung ist der Selbstmord, aus Angst vor der Schmach, aus dem Regiment ausgestoßen zu werden.

Es ist immer wieder ein Erlebnis, zu hören und zu spüren, wie Jospeh Lorenz die Charaktere herausarbeitet, die Dramatik der Szenen durch Tempo steigert, die Hoffnungslosigkeit des Leutnants nachvollziehbar macht, wenn dieser erkennen muss, dass es für ihn keinen anderen Ausweg als den selbstgewählten Tod gibt. Fein ziseliert Lorenz auch die Nebenfiguren: den Onkel, der helfen möchte, aber nicht kann, den Burschen des Leutnants, der hellsichtig durch eine barmherzige Lüge den Ruf des Toten schützt und dem Onkel eine bittere Erkenntnis spart. Und letztlich die einzige Frauenfigur in dem Spiel: Leopoldine Labus. Einst eine Rosenverkäuferin, die sich in den jungen Leutnant verliebt hat, mit ihm eine zärtliche Nacht verbringt. Doch er – immun für Feinheiten der Liebe – bezahlt sie für diese Nacht. Dafür rächt sie sich. Ohne Erbarmen! Ja, auch Frauen können das, und Schnitzler hat dafür viel Verständnis. Lorenz ebenso. Seine Leopoldine lässt er in allen Versionen der erotischen Nemesis auftreten. Es ist alles ein Spiel! Ein Spiel mit tödlichem Ausgang.

Weitere Vorstellungen im Panhans am Semmering – unter http://www.kultursommer-semmering.at