Gerhart Hauptmann: Die Ratten. Burgtheater.

Wenn Andrea Breth Regie führt, weiß man, dass der Abend lang wird. Aber zweieinhalb Stunden ohne Pause – das ging über das Sitz- und Auffassungsvermögen so mancher Zuschauer weit hinaus. Noch dazu, wo sich streckenweise Langeweile einschlich. Und – was es teilweise unmöglich machte, der Aufführung zu folgen: Ab der 14. Reihe im Parkett waren ganze Passagen nicht mehr zu verstehen. Besonders schwierig war es, Ofczarek in der Rolle des bösen Bruders Bruno zu verstehen. Man konnte nur aus der Gestik und Körpersprache entnehmen, dass er ein geistig Zurückgebliebener und Bösartiger sein sollte. Was er vor sich hinnuschelte, blieb unklar. Auch andere Rollen waren streckenweise kaum zu verstehen. Man hatte das Gefühl, dass es den Schauspielern schwer fiel, den großen Raum des Burgtheaters akustisch zu füllen. Setzte sich Breth nicht bei der Generalprobe in die hinteren Reihen, um die Akustik zu überprüfen?

Gerhart Hauptmann hatte mit dem Stück seine liebe Not. Einige Male schrieb er es um, änderte den Titel und das Ende. Breths Inszenierung ist nicht gerade erhellend. Sie lässt das Ganze in einer Art Traumsequenz spielen – die Figuren sind nicht von dieser Welt: Sie stapfen durch Müll aus Geschirr, Möbeln und Papier (Martin Zehetgruber -Bühne), die Bühnenwände sind ständig in Bewegung, nur die Riesenratten aus Plastik stehen unbeweglich. Es wirkt nicht wie ein Stück aus dem Naturalismus. Die Sozialkritik, die Hauptmann ein Anliegen war, wird zum verwaschenen Symbolismus, Und die eigentliche Handlung um das entwendete Kind geht in einem Strudel von Unklarheiten unter. Den Schauspielern merkte man an, dass sie sich redlich bemühten, den Figuren Leben einzuhauchen. Die schwierigste Rolle der Frau John meisterte Johanna Wokalek recht gut. Sven- Eric Bechtolf durfte als schwadronierender Theaterdirektor brillieren. Die Ensembleleistung war insgesamt zu bewundern. Das Publikum auch. Fast alle hielten bis zum Ende durch. http://www.burgtheater.at