Jason Starr: Ein wirklich netter Typ. Diogenes Verlag

Aus dem Amerikanischem von Hans M. Herzog

Tommy Russo ist ein Feschak: Sportlich gestählt, Rausschmeißer in einer Bar, erfolgloser Schauspieler. Wegen seiner Wettsucht leidet er an permanentem Geldmangel. Auf der Pferderennbahn verliert, gewinnt und verliert letztlich den letzten Dollar. Als ihm ein zwielichtigen Typ ein Angebot macht, lässt er sich darauf ein: Um zehntausend Dollar kann er Teilhaber eines Rennpferdes werden. Woher das Geld nehmen, wenn nicht stehlen? Genau das tut er, er bestiehlt ausgerechnet seinen Chef, der ihm vertraut. Ab da geht es mit Tommy Russo bergab. Er wird dem Leser immer unsympathischer, man wartet drauf, dass er endlich auffliegt. Was auch letzten Endes geschieht

Jason Starr liefert hier ein interessantes Psychogramm eines Menschen, der sich blinden Auges und völlig ohne Einschätzung seiner Lage und Fähigkeiten in sein Unglück manövriert: Selbst für den Mord, den er begeht, hat er für sich und sein Gewissen, das er eh nicht hat, Ausreden oder bessser: Erklärungen, warum er so handeln musste und nicht anders konnte. Was ihn ebenfalls unsympathisch macht, ist sein aufbrausendes Auftreten. Interessant, dass der Autor diesmal nicht ein „armes Würstel“, wie etwa in dem Krimi “ Seitensprung“, schildert, mit dem der Leser Mitleid hat, sondern einen echt unsympathischen Aufschneider und Schlägertyp schildert. Jason Starr gelingt mit diesem „Krimi“ die psychologisch gut ausgeleuchtete Charakterstudie eines Menschen ohne Gewissen, eines Spielers, eines Loosers. So gesehen ist das Buch weit mehr als „nur“ ein Krimi.

www.diogenes.ch

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