Kammerspiele der Josefstadt: Brecht/Weill: Die Dreigroschenoper

Im Programm ist zu lesen: Unter Mitarbeit von Elisabeth Hauptmann – ein Hinweis, dass der Großteil der Arbeit für dieses Werk von Elisabeth Hauptmann geleistet wurde. Was Bert Brecht nicht so gerne zugab. Danke für diesen HInweis!

Die Bettler und Gauner sind in Frack und Zylinder gekleidet, nur manchmal blitzt ein Tatoo auf, so man es auf der dunklen Bühne überhaupt wahrnimmt. (Bühnenbild und Kostüme: Herbert Schäfer) Es herrschen Dauerdunkelheit und Nebel (London!), ein Nebel, der ziemlich unangenehm riecht, auch durch die Masken (leider) des Publikums dringt.

Die Aufführung (1. November 2022) war von keinem guten Stern begleitet: Herbert Föttinger( Peachum) und Marcello de Nardo (Kimball) konnten krankheitshalber nicht auftreten. Oliver Huether übernahm mit Buch in der Hand die Rolle des Peachum und machte seine Sache recht gut. Wer die Rolle des Hochwürden übernahm, war (mir) nicht klar.

Das Geschehen spielte sich auf zwei schrägen Stegen ab, zwischen denen die Figuren nicht immer ganz sprungsicher hin und hertanzen mussten. Die Musiker waren im Hintergrund platziert, dirigiert von Christian Frank, der vorne am Klavier saß. In dem verbleibenden Raum tanzten, wälzten und drehten sich Figuren in lasziv-erotischer Haltung – man sah viel gespreizte Damenbeine in die Luft ragen. Überhaupt setzte der Regisseur Torsten Fischer stark auf choreographische Effekte – die Figuren bewegten sich wie unter Wasser. Was in dem dichten Nebel recht beeindrucken konnte und über die langen Leerstellen zwischen den Gesangsnummern hinweghalf.

Gesanglich und schauspielerisch überragte Maria Bill als Celia Peachum alle. Sie traf den Weillschen Sound hundertprozentig und schuf ganz ohne Mühe eine Lotte-Lenya-Aura. Swintha Gersthofer war gesanglich eine überzeugende Polly, Susa Meyer eine lässige Spelunken-Jenny. Claudius von Stolzmann gab einen bürgerlichen Macky Messer, dessen Hinterhältigkeit und Gefährlichkeit zu wenig herauskamen. Dass er am Ende mit dem Kopf nach unten „gehängt“ werden sollte, erregte wohl bei den meisten Zusehern eher Mitleid mit dem armen Schauspieler als Bewunderung.

Dem Publikum gefiel es und sie honorierten besonders die Leistung der Einspringer.

http://www.josefstadt.org