Karl Kraus – ganz persönlich. Olga Schnitzlers Talkshow mit Zeitgenossen.

Elisabeth-Joe Harriet als Olga Schnitzler. Kurt Hexmann als Karl Kraus

Ort des Gespräches: Natürlich im Steigenbergerhotel, Café Herrenhof

„Ja mein Gott, Sie ( gemeint ist das Publikum) leben in Zeiten!“ Mit diesen Worten begrüßt Olga Schnitzler die Zuhörer. Und schon ist die Schiebetür geöffnet, um vom Heute (mit all den Coronaquerelen) in die Vergangenheit zu schauen. In eine Zeit, in der man zwar auch Masken gegen die Grippeviren trug. Aber alles nix gegen heute, meint Olga, die Frau zwischen und in den beiden Zeiten. Elegant und selbstsicher, wie wir uns Olga Schnitzler vorstellen, begrüßt sie Karl Kraus in ihrer Talkshow. Der schießt gleich einmal sein erstes Kanönchen gegen sie ab: Talkschow, auch so ein Wort, das er partout nicht mag. Sie bleibt davon umberührt, schießt kräftig zurück und zitiert Hans Weigels Urteil über Karl Kraus: „Keiner hat Wien und Österreich…. derart verhöhnt…. und keiner hat Österreich tiefer geliebt.“ Diese Aussage ist natürlich Wasser auf den ein wenig (oder sogar sehr) selbstverliebten Karl Kraus. Nun beginnt ein köstliches Pingpong der geistreichen Fragen und ironisch-geistreichen Antworten. Zunächst freundliches Geplauder über die Kindheit im böhmischen Gitschin, dann in Wien. Als tüchtiger Geschäftsmann will der Vater den jugen Karl in seine Firma zwingen. Ging nicht, absolut nicht. Schon damals zeigte sich Kraus als der intelligente Streiter, als der er später in der „Fackel“ bekannt wurde.

Als die „Fackel“ erstmals am 1. April 1899 erschien, sprach ganz Wien von dem kleinen roten Format, in dem fortan gegen alles und jeden zu Felde gezogen wurde. Als Olga Schnitzler Karl Kraus wegen seines allgemein bekannten Bekenntnisses zu Dollfuß auf die Zehen tritt, wird er richtig wütend: Dollfuß sei die einzige Möglichkeit gewesen, sich gegen Hitler zur Wehr zu setzen. Amüsant geht dieser Schlagabtausch weiter, Kraus immer pointiert ironisch mit einer Prise Arroganz, Olga weiblich – schlau angriffig. Und immer wieder holt diese Olga Schnitzler, die bestens vorbereitet ist, Fotos und Erinnerungen hervor, die selbst Karl Kraus schon vergessen zu haben scheint. Eines war Olga klar: will sie in diesem Gespräch bestehen, so muss sie in ihrem Köcher ein Wissen über ihr Gegenüber haben, das mehr als nur die Oberfläche streift. „Ich möchte in die Tiefe Ihrer Persönlichkeit steigen“, verkündet sie zu Beginn. Und Karl Kraus darauf: „Hoffentlich erkenn‘ ich mich nachher selbst noch wieder!“

Es machte Freude, den beiden exzellenten Schauspielern in die Zeit der Jahrhundertwende zu folgen. So manch Zuhörer wünschte sich wahrscheinlich auch heute einen Karl Kraus herbei, der völlig unabhängig gegen Korruption, Partei- und Freunderlwirtschaft vorginge. Der den „Debutromanschreibern, Kolumnisten und Feulletonisten in ihr Stammbuch schreibt, wie Sprache vom Denken abhängt.

Weitere Aufführungstermine: Karl Kraus – ganz persönlich: 27. Februar und 24. April 2022. Jeweils um 15.00Uhr im Café Herrenhof, Steigenbergerhotel, Herrengasse 10, 1010 Wien. http://www.steigenberger.com/hotel-wien/herrenhof

Tickets zu €55.- inkl. Kaffee/Tee, Herrenhoftorte und ein Gläschen Likör.

unter:http://www.pretix.eu/EIH/KIH oder +43676/899 68 050 und sylviareisinger@aon.at