Kasino: Henrik Ibsen – Peer Gynt

Fassung und Übersetzung (nach Christian Morgenstern): Gottfried Greiffenhagen. Regie: Thorleifur Orn Arnarsson. Bühne und Kostüme: Daniel Angermayr

Zwei Klaviere liefern sich einen kämpferischen Dialog, der in wütender Rasanz des einen Klaviers endet (Musik: Gabriel Cazes). Nebelschwaden dringen aus den Bodenritzen -ok, akzeptiert, wir sind im hohen Norden. Aber bei sich murmelt man – nicht schon wieder, kommt kein Stück mehr ohne Nebel aus?

Peer Gynt in kurzen Hosen und einer kecken Bubenkappe (Mavie Hörbiger) war wieder für Tage verschwunden und bereitet seiner Mutter Aase (Barbara Petritsch) großes Leid. Sie weiß, dass ihr Sohn ein Taugenichts, Träumer und Lügengeschichtenerzähler ist. Dennoch liebt sie ihn und manchmal glaubt sie ihm. Die Szenen zwischen Mutter und Sohn sind das Beste an dem ganzen Abend! Mit der großartigen Barbara Petritsch fließt so etwas wie Humanrealität ein, und ihre Präsenz strahlt auch auf Peer über. Aus der abstrakten Gedankenfigur wird ein Mensch. Das Dilemma dieses Dramas, das zum Kanon der „must have seen“ gehört, ist gerade, dass es Ibsen mit prallem Leben gefüllt hat, Regisseure wie Thorleifur Orn Arnarrsson aber der Kraft der Bilder nicht trauen und Abstraktionen bevorzugen. Auch die wunderbare Figur der Solveig (Lilith Häßle, die noch vier weitere Rollen spielt) führt ein Schattendasein und ihre „Erlöserfunktion“ ist nicht tragfähig genug.

Die Reise Peer Gynts zu den Trollen, nach Marokko und Ägypten, sein Wahnwunsch, Kaiser von der ganzen Welt zu werden, wird zu einer Reise ins Nichts, in die Psychiatrie. Zwar bemühen sich Lilith Häßle, Johannes Zirner und Lukas Vogelsang, den Figuren Leben einzuhauchen, spielen aber in häßlichen nackten Fatsuits vergeblich gegen diese abtörnenden Kostüme an. Berührend und echt ist gegen Ende die Sterbestunde der Mutter, als Peer Gynt seine sinnlose Umtriebigkeit erkennen muss.

Alles in allem ein Abend mit Engagement, aber auf die Reise Peer Gynts in sein Ich wurde man nicht „mitgenommen“.

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