Lydia Conradi, Das Haus der Granatäpfel. Pendo Verlag

Wer Zeit und Lesegeduld für fast 700 Seiten aufbringt, der wird mit einem spannenden Historientableau belohnt: In Izmir, das um die Jahrhundertwende noch den wundervoll klingenden Namen Smyrna trug, leben Griechen, Türken, Franzosen, Engländer und Deutsche zusammen. In der hochkultivierten Stadt gibt es Bars, Theater, Oper, Paläste von ehrwürdigen Familien, Villen Neureicher. Man liebt das Leben und genießt es.

Klara aus Berlin hat sich Peter aus Smyrna eingebildet. Schon bei der prunkvollen Hochzeit in Smyrna weiß sie, dass dieser brave Ehemann sie fürchterlich langweilen wird. Bald hat sie Affären, mischt in der Familie ordentlich auf. Als es zum Showdown kommt, sie geprügelt am Boden liegt, hilft ihr der armenische Arzt Sevan. Zwischen den beiden entsteht eine tiefe Liebe. In dem Haus der Granatäpfel auf einer kleinen Insel vor Smyrna finden die Zuflucht und Ruhe.

Die Liebesgeschichte ist der rote Faden, der die Leser wie am Nasenring durch die Wirren des Ersten Weltkrieges, den Kampf der Türken gegen die Griechen zieht. Man erlebt hautnah und brutal den Wahnsinn der Kriege, in dem der Nachbar plötzlich zum Feind wird, die Politiker ohne auf die Menschen Rücksicht zu nehmen, die einst so schöne Stadt in Schutt und Asche legen. Atatürk Kemal war es, der diese Stadt total zerstörte.

Lydia Conradi (Pseudonym) ist es gelungen, in dieses fast undurchschaubare Kriegsgeschehen, den Kampf zwischen Griechen und Türken, Klarheit zu bringen. Ihre Recherchen sind überwältigend genau.