Margaret Laurence, Der steinerne Engel. Eisele Verlag

Aus dem kanadischen Englisch von Monika Baark

Der Eisele Verlag ist dafür bekannt, Literatur aus dem Englischen oder Amerikanischem auf den deutschsprachigen Markt erfolgreich zu platzieren. Mit viel Spürsinn werden immer wieder vorwiegend Autorinnen vorgestellt, von denen das leseaffine Publikum vorher nie etwas vernommen hat.

Diesmal also: Der steinerne Engel, geschrieben Anfang der 60er Jahre. Zu dieser Zeit war das Thema „alte Menschen kämpfen um ihr Recht auf selbstbestimmtes Leben“ noch nicht in den Fokus der schreibenden Zunft gelangt. In meinem literarischen Gedächtnis war einer der ersten, wenn nicht überhaupt der erste, der sich mit dem Thema beschäftigte, der schwedische Autor Jonas Jonasson. Sein Roman „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ war gleich bei seinem Erscheinen 2010 ein Bestseller. Seither ist das Thema in vielen, ja zu vielen Romanen behandelt worden: Als Erinnerung an Großmutter, eingepackt in eine Familiengeschichte, als die weise Frau, die dem Kind die traurige Kindheit versüßt, bis zuletzt zu dem frech das Thema ironisierenden Roman von Lisa Eckhart, Oma. In den letzten Jahren kam es regelrecht zu einer Überschwemmung des Buchmarktes mit Oma/Opa- und Altengeschichten.

Deshalb mag man mir verzeihen, wenn ich dem Buch nicht ganz gerecht werden konnte. Denn immer wieder passierte es mir beim Lesen, dass ich dachte: Nein, nicht schon wieder. Dabei ist dieser Seufzer der Autorin gegenüber völlig ungerecht, denn als sie den Roman schrieb, betrat sie fast thematisches Neuland.

Worum geht es? Hagar Sipley ist eine grantige Alte, die bei ihrem Sohn und der Schwiegertochter lebt. Ihr Grant und ihre Streitlust lässt sich die „böse“ Schwiegertochter nicht mehr länger gefallen und will Hagar Shipley ins Altersheim abschieben. Klar, dass diese sich mit allen Mitteln wehrt und die „Einweisung“ listig zu verhindern versucht.Doch vergebens. Noch im Altersheim, schon sehr hilfsbedürftig, sucht sie die Pflegerinnen zu drangsalieren, um sich ein ganz ganz kleine Freiheit im Handeln und Denken zu verschaffen. Um vor sich und dem Gott, den sie nicht um den Tod anbetteln will, mit Würde zu leben oder eben zu sterben. Das Ende ist von machtvoller Würde. Dazwischen kämpfte ich manchmal mit einem gewissen Verdruss in mir. Vor allem, wenn die Autorin in Attributen versinkt. Fast kein Substantiv, dem sie nicht irgendeine Eigenschaft hinzufügen muss. Entgegen der Regel: weniger ist mehr.

Insgesamt aber ein hinterlistig-humorvoller Roman. Gescheit gemacht, weil es Margaret Laurence gelingt, die Hauptfigur durchaus auch unsympathisch zu schildern. Sie entgeht dadurch dem literarischen Klischee: Nette Alte, der von den Jungen Unverständnis entgegengebracht wird. Ganz im Gegenteil: Hagar Shipley kann ganz schön widerwärtig sein. Aber genauso auch der Sohn und die Schwiegertochter. Sympathie und Antipathie werden alternierend verteilt. Dadurch unterscheidett sich dieser Roman von solchen mit ähnlichen Theme in angenehmer Weise..

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