„Maslans Frau“ + „Tiefer als der Tag“ im „Thalhof wortwiege“, Reichenau an der Rax.

loniGroßartig die Novelle „Maslans Frau“ von Marie von Ebner-Eschenbach und großartig Petra Gstrein in der Rolle der Evi, Maslans Frau!Diese hochdramatische Novelle erzählt sehr leise von Liebe, Leidenschaft, Raserei, Verzeihen. Es war ein Leichtes, das Werk zu dramatisieren, denn Marie von Ebner-Eschenbach schrieb es  in lebendigen, intensiven Dialogen. Anna Maria Krassnigg/Anna Poloni folgt in der Textbearbeitung fast wortwörtlich der Vorlage – und es rollt sich ein grandioses, fast antikes Geschehen vor den Augen der Zuschauer auf! Im Mittelpunkt steht Evi, die ihren Mann über alles liebt, ihm immer wieder seine Seitensprünge verzeiht, bis sie von einem unehelichen Kind, das er mit seiner Dauergeliebten in Wien zeugte, erfährt. Da verschließt sie ihm bei seiner reuevollen Rückkehr die Tür. Beide schwören nicht eher nachzugeben, als bis sie vom anderen gerufen werden. Der Stolz beider und die Bindung an den Schwur verhindern eine Versöhnung. Man muss Petra Gstrein in dieser Rolle erleben! Wie sie mit wenigen Gesten, stiller, intensiver Mimik das Dulden, das Lieben, das Verzeihen, das Sehnen nach dem geliebten Mann spielt. Als sie von seinem Tod erfährt und sie ihn zu sich nach Hause bringen lässt, ihn mit zärtlichen Worten der Liebe umfängt – das ist großes Theater, fern von lautem Getöse, nie auch nur ein Hauch von Peinlichkeit. Danach war es im Publikum still – keiner wollte klatschen. Es passte einfach nicht.

Mit Petra Gstrein präsentiert sich wie immer das gut eingespielte Team des Thalhofs: Daniel Kamen als  Pfarrer, der lernt, was Liebe und Leidenschaft in der Ehe anrichten können, Martin Schwanda als verständnisvoller Doktor, der das Geschehen von Außen kommentiert, und Jens Ole Schmieder als Maslan -großartig in der Wandlung vom Geck zum todkranken Liebenden. Dazu schuf Lydia Hofmann eine schlichte Bühne und Antoaneta Stereva eindrucksvolle Kostüme.

 

Etwas ratlos erlebte man den zweiten Teil:  – Die Novelle Ebner – Eschenbachs wurde von Krassnig/Poloni  unter dem Titel „Tiefer als der Tag“in die Gegenwart übertragen. Der Titel (Teil eines Nietzsche-Zitates) bleibt geheimnisvoll und erklärt sich auch nicht durch das Stück. Die Autorin spielt mit der Rollenumkehr: Die Frau ist nicht mehr die still Leidende, Wartende, sondern weiß, wie sie „die Glut ihrer Ehe“ nicht ausgehen lässt: indem sie einfach einen Liebhaber nach dem anderen konsumiert. Doch der Text bleibt spröde, kopflastig. Eher wirkt alles wie ein Abtausch von Thesen. Petra Gstrein in der Rolle der Psychiaterin Dr. Alba bemüht sich, der Figur Leben einzuhauchen. Daniel Kamen gibt einen coolen Anwalt, der gar nicht so cool ist, wie es scheint.

Infos, Termine und Kartenbestellungen:

www.thalhof-wortwiege.at

Telefon: 0676/5625502