Nizza, Folge 4: Shoppen

Alle Fotos: Silvia Matras

Nizza ist nicht Paris, Gott sei Dank. Die Einkaufstempel vieler pompösen Ketten fehlen. Die Eigenmarken haben mehr Chancen, gesehen – und gekauft zu werden.

Ich ging so vor mich hin, nicht zu kaufen war mein Sinn. Doch da entdeckte ich in der Rue de Paradis eine meiner Lieblingsdesignerinnen: Anita Radovanovic aus Montenegro – s. Titelfoto, die Auslage. Sie nennt ihr Label: „Mes Desmoiselles“. Das erste Mal traf ich auf ihre Mode in Aix en Provence – und nun auch in Nizza. Ich nenne ihre handgemachte (!) Mode emotional, inspiriert von überall in der Welt, besonders aber von Marokko – das ist mein persönlicher Eindruck. Von gewagt bis elegant finde ich alles, und es gefällt mir, was ich sehe – und kaufe es. Aus reiner Begeisterung habe ich gemacht, was ich schon lange mir und allen anderen verboten habe: mich fotografiert.

Zu so einem eleganten Auftritt brauche ich natürlich ein entsprechendes Parfum. Das finde ich bei Fragonard – ein leichter Rosenduft – aber einen ganz besonders bezaubernden, noch nie vorher wahrgenommenen Duft bei Madame Lynne de R. in Grasse. Teile des Films „Le Parfum“ nach dem gleichnamigen Roman von Patrick Süßkind wurden in ihrem Geschäft und Laboratoire gedreht. Süßkind selbt war bei den Dreharbeiten dabei. „Eines Tages besuchte mich ein Geigenbauer aus Cremona und war so begeistert von meinen Créationen, dass er mir ein Stück Holz schenkte, aus dem er seine Geigen baut. Ich habe den Duft für ein Parfum filtriert.“ Das hat Madame Lynne gemacht und jetzt steht eine Flasche davon bei mir zu Hause. Ich benütze es nur zu ganz besonderen Anlässen. Dann hüllen mich Töne aus Vivaldis Konzert „Die vier Jahreszeiten“ ein.

Wo ich noch hineingefallen bin und „zugeschlagen“ habe? In der Rue de Pairolière und den angrenzenden Seitengasssen von „Vieux Nice“. Ein sehr sympathisches Viertel mit kleinen Handwerkergeschäften, Lederwaren, Schuster, Gewürze und Tee in Hülle und Fülle. Eine der letzten Galerien lockt mich an. Alejandra S. malt nicht gefällige Touristenbilder, sondern Emotionen halb abstrakt und doch mit einem Hauch von Realität. Und zuletzt noch begegnete ich Madame Caprice. Sie verkauft Schätze aus der Vergangenheit – „Vintage Mode“ , aber echte. Nicht irgendwelche Billigware und schon gehörte mir ein Jäckchen aus der Zeit der 20er Jahre und ein paar Schuhe, die sonstwo unerschwinglich wären.

Schwer beladen marschiere ich Richtung „Zu Haue“. Doch da entdecke ich noch einen Laden, der mich anlockt. Schräg vis à vis meines Hotels „Villa Rivoli“ stellt Madame Hend ihre subtile Keramik aus, fein, elegant, ungewöhnlich.

Aber jetzt heißt es zurück in mein Hotel Villa Rivoli, um auszuschnaufen. Wie sagen die Franzosen? – „récharger les batteries“.

Infos zu den genannten Geschäften in Nizza und Grasse

„Les Demoiselles“, 8 rue de Paradis, Nice http://www.mesdemoisellesparis.com

„Le Parfumoir“, 14 rue Marcel Journet, Grasse

„Lapothécaire“ 2 rue Pairolière Nice

Caprice, 12 rue Droite Nice

http://www.alejandra-s.jimdo.comGalerie Alejandra S.: 5 rue Droite Nice

HEND céramique 6 rue de Rivoli Nice