Oper Graz: Wagner, Der fliegende Holländer

Dirigent: Roland Kluttig. Inszenierung: Sandra Leupold.

Es mutet fast wie ein Wunder an: Alles stimmt in dieser Inszenierung! Die sensible Personenführung und die klugen Regieeinfälle von Sandra Leupold- nie überbordend oder gegen den Sinn -, die musikalische Leitung von Roland Kluttig ganz wundervoll!, die beeindruckende Bühne von Mechthild Feuerstein – klug mit wenigen Akzenten versehen, die Kostüme von Jochen Hochfeld – in die Zeit passend und doch nicht „altvatrisch“! Warum ich das für ein Wunder halte? – Die Erklärung ist einfach: Wir Wiener Opernfreunde mussten uns unter dem „neuen“ Direktor an schockierendes Regietheater gewöhnen, was zu einem deutlichen Besucherschwund führt. Die Lust, in die Wiener Oper zu gehen, nimmt immer mehr ab..

Die Grazer Inszenierung des „Fliegenden Holländers“ überzeugt und begeistert auf allen Linien. Kyle Albertson ist ein Holländer, wie er „im Büchl“ steht und hat tatsächlich Ähnlichkeit mit dem Bild auf dem Hänger, der von oben herabgelassen wird! Er hat nicht nur eine großartige Stimme, sondern spielt auch mit Tiefgang! I,n der Rolle der Senta hat Helene Juntunenzwar nicht alle begeistert (der Applaus war deutlich schwächer als bei den anderen Sängern), aber mir gefiel der metallische Klang der Stimme. Sie nahm der Rolle die peinliche romantische Verklärung, in die Senta in anderen Inszenierung fast automatisch kippt. Da spürt man deutlich die behutsame Führung der Regisseurin! Gleich zu Beginn hebt Mario Lerchenberger mit dem Steuermannslied an und begeistert das Publikum durch seine jungenhafte Stimme. Wilfried Zelinka ist ein staubgrauer, berechnender Vater, der seine Tochter gerne und übereiftig an den reichen Holländer verschachert. Maximilian Schmitt überzeugt als Erik und Mareika Jankowsky als Mary. Die sonst oft verkitschte Oper wird in dieser Inszenierung ein optischer und akustischer Genuss! Mit der Einführung der stummen Figur Richard Wagners (Bernhard Schneider) auf der Bühne bekommt der Abend einen besonders ironisch-witzigen Ton. Er sitzt auf dem obersten Bühnenrand im Hintergrund, dirigiert manchmal, dann wieder sieht er fasziniert zu oder betrachtet etwas ratlos sein eigenes Werk. Das erinnert stark an das Schaupiel „Eurydike geht“ von Elfriede Jelinek, als Nikolaius Habjan eine Jelinekpuppe das Geschehen vom Bühnenrand mimisch und gestisch kommentieren ließ.. Gegen Ende zu mischt sich Wagner ins Bühnengeschehen, um das Chaos, das er mit den Figuren angerichtet hat, zu schlichten. Was ihm nicht gelingt. Verzweifelt rauft er sich die Haare.

Begeisterter und langer Aplaus!

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