Puccini: Madama Butterfly. Wiener Staatsoper. 10.09.2020

Inszenierung: Anthony Minghella, bearbeitet von seiner Witwe Carolyn Choa. Dirigent: Philippe Jordan

Auch wenn es nicht die Première war, man spürte die flirrende Erregung in sich und die der anderen. Die erste Oper seit vielen Monaten! Corona hin oder her: Man wollte ein Fest erleben! Und das war es auf jeden Fall. Obwohl mit einigen Einschränkungen.

Alles wartete gespannt auf Asmik Grigorian. Man erwartete viel, allzu viel. Wie das oft passiert.Seit ihrer Salomerolle in Salzburg wird sie als die neue Sopranistin unserer Tage gefeiert, und man legt von vornherein einen zu hohen Maßstab an. Ihre gläserne Stimme hatte nichts Sanftes. War sie Butterfly? Dem Äußeren nach ja, aber genauer hinschauen sollte man nicht: Das war keine 15-jährige Geisha, die im romantischen Taumel der Liebe ihre Heirat mit dem Amerikaner erlebt. Eher schon eine reife Frau, die sich mit einigem Vorbehalt auf diese Ehe einlässt, klug schon vorher zum Katholizismus übergetreten ist. Erst im 2. Teil, also 3 Jahre älter, stimmt ihre Darstellung eher. Sie weiß, dass sie vergeblich hofft. Doch: Ihr Schicksal berührt nicht. Trotz des ungeheuren Aufwandes (gespiegeltes Bühnenbild von Michael Levine). Sie erdolcht sich spektakulär mitten auf der Bühne. Das war es. Wahrscheinlich bin ich ungerecht, aber ich bringe die hervorragende Darbietung von Kristina Opolais nicht aus meinem Kopf.

Freddie de Tommaso war ein starrer, ziemlich fieser Pinkerton. Das passt. Dass er kein großer Schauspieler ist, merkte man sofort. Er steht breitbeinig an der Bühnenrampe und singt tapfer gegen das Orchester an. Die spielen unter der Leitung von Philippe Jordan in voller Wucht. Selbst die stimmgewaltige Grigorian hat manchmal Mühe, über das Orchester drüber zu kommen. Vielleicht wird Jordan sich im Laufe der Zeit noch etwas mehr auf die Sänger einstellen. Man darf hoffen.

Überzeugend waren Boris Pinkhasovich als Konsul Sharpless und Virginie Verrez als Dienerin.

Begeisterter, kurzer Applaus. Trotz Corona viele Bravorufe.

Die viel gerühmte Inszenierung sah man ja schon im Kino in einer METübertragung. Da war sie um einiges weniger bombastisch und weniger kitschbeladen. Zu viel des Guten ist bald einmal unerträglich.

http://www.wiener-staatsoper.at