Raus aus dem Heim-Office, hinein in die Welt!

Foto: Silvia Matras

Wien als Weltstadt offeriert Schätze aus allen Erdteilen, die man ohne großen Aufwand zu Fuß oder mit Öffis besuchen kann. Palais, Gärten, Museen zitieren die Welt von Südamerika bis in den Kaukasus. Von Griechenland bis Holland, von Italien bis Afrika oder Japan.

Um den „fremden Blick“ auf die eigene Stadt anzuwerfen, mietet man sich am besten in einem Stadthotel für einige Tage ein. Zum Beispiel in das Hotel LA TIGRA. Die Umsiedlung von den eigenen vier Wänden in das Hotel bewirkt sofort ein Urlaubsfeeling. Mit dem Moment des Eincheckens ist man nicht mehr Wiener aus Hietzing, Favoriten oder Margareten, sondern Gast aus irgendeinem Land.

Mozart ist der musikalische Gast und inspirierender Geist des Hotels (© Hotel Tigra)

Im ältesten Trakt des Hotels „DAS TIGRA“, damals noch kein Hotel, wohnte 1762 für mehrere Monate der sechsjährige Mozart mit Schwester Nannerl und Vater Leopold. Als berühmtes Wunderkind war er eingeladen, vor der Kaiserin Maria Theresia vorzuspielen. Sie soll damals von ihm und seinem Talent ganz entzückt gewesen sein. Doch elf Jahre später interessierte sie sich nicht mehr für ihn, war er doch aus dem Alter des Wunderkindes herausgewachsen. In der Lobby empfängt er heute noch die Gäste.

In der Lobby des Hotels(© LA TIGRA)

Gut( eingestimmt nach dem freundlichen Empfang und die Erinnerung an Mozart startet die Welttour durch die Hohe Brücke, ein erlesenes Kunstwerk des Architekten Josef Hackhofer gemeinsam mit den Wiener Werkstätten. Vorbei an der Kirche Maria am Gestade und dem neu gestalteten Judenplatz, wo man sich ins Mittelalter versetzt fühlt, geht es hinüber zum Kunsthistorischen Museum, wo ja die ganze Welt in Bildern aufmarschiert. Berühmt ist das Museum unter anderem für die reiche Sammlung von Pieter Brueghel, dem bedeutendsten Maler der Niederlande im 16. Jahrhundert.

Im „Blumenzimmer“ hängt das wohl bekannteste Blumenbild der Welt, das bis heute gerne Wohnzimmer oder Schlafzimmer kunstbeflissener Bürger ziert:

Jan Breughel der Ältere: Blumenbild (1606)© Silvia Matras

Von gemalten Blumen zu den duftenden Rosen im Volksgarten, wo man einen ausruhenden Blick auf das barock-üppige Parterre und den Theseustempel hat. Der schweiz-österreichische Architekt Peter von Nobile war Schüler von Canova und daher Anhänger des Klassizismus, einer Ära, in der die Antike das architektonische Vorbild war. Er entwarf den Tempel als Zitat an die Zeit der griechenischen Klassik.Davor wacht „Der junge Athlet“ von Josef Müller.

Zurück ins Wienerische der Gegenwart: Nach dem geistigen Spaziergang durch verschiedene Welten beschließt man so einen Tag gerne gemütlich, zum Beispiel in der Gastwirtschaft Stopfer am Rudolfsplatz 4, ganz in der Nähe des Hotels. Die Wahl fällt schwer: Backhenderl oder Leber oder Zwiebelrostbraten oder eine große Portion Marillenpalatschinken mit hausgemachter Marmelade?

Im Gastgarten des Gasthauses Stopfer (Foto:© Stopfer)


Nach einer Nacht mit Mozart ( Musik auf CD in jedem Zimmer) und einem guten Frühstück steigt man in die Badnerbahn (Station Oper) und fährt mit diesem herrlich antiken Zug bis direkt ins Zentrum der alten Kaiserstadt. Weit gefehlt, dass hier sich alles nur um Sisi und Franz Josef dreht. Baden ist international geworden. Eine Open-Air-Fotoausstellung führt durch Baden bis ins Rosarium im Doblhoffpark. Dort kann man nochmals Rosendüften frönen, aber auch bis Südamerika reisen: Interessante Fotos von Menschen aus Peru, Chile oder Bolivien schauen zwishen uralten Ginko- und Mammutbäumen und intensiv duftenden Rosensträuchern auf den Spaziergänger.

Nach diesem Ausflug in die K&K-Zeit, in der Bilder aus der fernen Gegenwart einen ansprechenden Kontrast bilden, kehrt man gemütlich mit der Badnerbahn zurück bis zur Oper. Von dort ist es nicht weit zum Hotel Tigra. Bei einem letzten Absacker in der neu gestalteten Lobby diskutiert man vielleicht, wie Mozart seine Konzertreisen heute wohl gestaltet hätte. Wäre er einer, der von Japan nach New York und wieder zurück gejettet wäre oder hätte er sich einsiedlerisch in ein Komponierhäuschen zurückgezogen? Würde er am Computer komponieren, wie würde er seine eigenen Opern inszenieren und dirigieren?

Liebhaber ungewöhnlicher Geschichten und Orte werden am nächsten Tag in Döbling fündig. In der Nusswaldgasse14 steht die „Zacherlfabrik“. Ihr Gründer Johann Zacherl war ein typischer Selfmademann des 19. Jahrhunderts. Auf seinen Reisen durch Georgien entdeckte er, dass die Bewohner die Pyrethrumblüten als Schutz gegen Ungeziefer aller Art verwendeten. Er sicherte sich das Patent und produzierte in genannter Fabrik das Insektenpulver, allgemein als Zacherin bekannt, das er bald in die ganze Welt exportierte. Sein Sohn Johann Evangelist Zacherl beauftragte Heinrich von Ferstel mit dem Bau eines neuen Fabriksgebäudes. Seine Liebe zu Tiflis und Georgien spiegelt sich in den orientalischen Dekorationen wider. Dank des großen Verkaufserfolges dieses Mottenpulvers wurden weitere Wohn- und Fabriksgebäude errichtet. Heute führt der Urenkel des Gründers, Architekt Peter Zacherl, durch die verfallenen Hallen und erzählt stolz die Erfolgsgeschichte seiner Vorfahren.

Von Georgien gehts um die Ecke nach Japan. Der „Setagaya – Park“, benannt nach einem Stadtteil in Tokyo, ist eine Oase der Stille. Am Eingang liest man in Stein gemeißelt „Furomon“, das japanische Wort für Paradies. So ist es auch.

An diesem friedlichen Ort mag die Reise durch die Weltstadt zu Ende gehen.

Hinweise und Webseiten:

Hotel Das Tigra: Tiefer Graben 14-20, 1010 Wien http://www.hotel-tigra.at

Kunsthistorisches Museum: http://www.khm.at

Setagayapark:Setagayapark – Japanischer Garten in Döbling (wien.gv.at)

Rosarium in Baden:http://www.rosarium.at

Zacherlfabrik:Besuch nur gegen Voranmeldung: peterzacherl@aon.at, mobil: +43 664 20 180 45

Gastwirtschaft Stopfer:Rudolfsplatz 4, 1010 Wien. https://gastwirtschaft-stopfer.at.