Sophie Reyer: 1431. Czernin Verlag

1431 ist das Jahr, in dem Johanna in Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. In dem „Roman“ schildert Sophie Reyer die Kindheit, die kurze Lebens- und Kampfzeit bis hin zum frühen Tod dieser als „Jungfrau von Orléans“ bekannten Heiligen. Roman im engeren Sinn ist es nicht, auch keine Biographie, dafür sind die Fakten nur angedeutet, manchmal ungenau. Eher ein Prosaepos. Am Ende erfährt der Leser, dass alles eine Art Rückerinnerung ist an ihre Kindheit, ihre Berufung, ihren Ruf ins Kampfgeschehen. Man muss schon die Fakten einigermaßen kennen, um sich in dem Roman zurecht zu finden.

Er zerfällt sprachlich in zwei Teile. Johannas „Erinnerungen“ werden in einer Art hymnischer Traumsequenz geschildert, die zwar der exaltierten. dem religösen Wahn des Kindes namens Johanna angepasst ist, aber den Leseantrieb sehr hemmt. „Das Leben eine Schneewehe. Weh in Federn. Die Bäume, Fichten und Tannen, unter der Last des Schnees gebeugt, sind in die Schlafgrätsche gegangen.“ (15). Im Gegensatz zu diesen hochpoetischen, an manchen Stellen an den Gefühlskitsch grenzenden Schilderungen stehen die nüchternen Verhöre, denen Johanna im Gefängnis unterzogen wird. Der Schluss – Hinrichtung und Epilog oszilliert sprachlich zwischen grausamer Nüchternheit und Poesie des Sterbens. „Das Feuer über ihr. Tod durch Ersticken. Das Kleid ganz verbrannt, Danach hält man das Feuer niedrig. Die Frau wird dem Volk gezeigt, nackt.“ „Da erdrückt Gott ihr Auge. Erschüttert ist die Seele. Gott ist die Seele, die in ihre Tränen leuchtet.“ (beide Zitate p.239)

Sophie Reyer schwelgt in Bildern, die die Grenzen einer Prosa sprengen. Manche dieser Bilder sind wunderschön, manche in sich nicht stimmig. Wenn die Autorin ihrer Sprachgewalt ein wenig die Zügel anlegte, sich von der Selbstverliebtheit in die eigene barocke Üppigkeit distanzierte, entstünde dann sicher ein großartiges Werk.

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