Stille Tage im Flachgau

Foto: Schloss Iglhauser, Fotocredit: Silvia Matras

Die Weyerbucht am Mattsee gehört zu den wenigen Plätzen, wo sich nicht die Gesellschaft trifft, die gesehen werden will, sondern die Menschen, die noch eine Sommerfrische nach guter alter Manier suchen. Ruhepol ist das Schloss Iglhauser. In den alten Mauern wohnt es sich wie in Zeiten, als ein Schloss noch ein Schloss war: Zimmer mit Kachelöfen, Möbel ohne „Designgehabe“. Alles gemütlich. Gefrühstückt wird bei Schönwetter in dem Vorgarten, der von weißen Blütenpflanzen und uralten Bäumen eingerahmt ist. Die Stunden verrinnen lassen, lesend im Garten direkt am Ufer des Sees, oder auf dem Tretboot über den See tuckernd -all das hat etwas Beruhigendes.

Ruhige Stunden am Ufer des Mattsees (Foto: Silvia Matras)

Wenn um 7h morgens die Glocken vom nahen Kirchturm läuten, dann heißt es raus aus den Federn, runter zum See, hinein ins Wasser. Ganz ohne Kälteschock, denn der Mattsee erreicht im Sommer gute 25-26 Grad. Nach dem Frühstück im Garten lange Zeitung lesen, vielleicht ins Dorf schauen, wo es nicht allzu viel zum Schauen gibt: Was ein Dorf so halt braucht: einen Wirt, eine Bank, Apotheke, kleine Modeläden und eine Konditorei mit dem besten Mohn- und Nussgebäck. Oder auch hausgemachtes Eis.

An manchen Tagen hat man von der Faulenzerei genug. Eine Wanderung rund um den nahen Grabensee ist angesagt. Vorbei an der kleinen Wallfahrtskirche Zellhof aus dem 17. Jahrhundert umrundet man in zwei Stunden den kleinen Grabensee, der mit dem Mattsee und dem Obertrumersee durch den Fluss Mattig verbunden ist.

Die kleine Wallfahrtskirche am Grabensee (Foto: Silvia Matras)

Einen Abend spaziert man durch den Hauptort Obertrum. Im Zentrum stehen die Zeugen mächtiger Bierbrauer, die Brauerei Sigl, der Braugasthof Sigl, in dem 1949 eine Anzahl von Filmen unter anderem mit Attila Hörbiger gedreht wurde. Im Gastgarten stehen alte Kastanienbäume, unter denen man am Abend die ausgezeichnete Küche genießen kann.

Im Teufelsgraben bei Seeham

Im Ortsteil Matzing (Obertrum) biegt man ab zum Teufelsgraben. Bei dieser Wanderung kommen KInder und Erwachsene auf ihre Rechnung. Gleich am Beginn warten neugierige Ziegen darauf, von den begeisterten Kindern gestreichelt zu werden. Über Holzbrücken steigt man hinauf zum Wildkar Wasserfall. Am Weg haben Kinder die Sage um den Teufel und die schlauen Müller bebildert und beschriftet. Eine Wanderung mit hohem Spaßfaktor!

Im Teufelsgraben (Fotos: Silvia Matras)

Henndorf am Wallersee – Künstlertreff einst und heute

Man staunt über die Vielzahl der bekannten Künstler, die sich in dem damals kleinen – heute durch einen Ring von gesichtslosen Bauten vergrößerten – Henndorf trafen. Am besten beginnt man den Spaziergang im „Literaturhaus Henndorf“ – nahe an der Kirche. Das Geburtshaus von Johannes Freumbichler, des Großvaters von Thomas Bernhard, ist heute ein kleines, aber feines Museum, wo man alles über die literarische Vergangenheit dieses Dorfes erfährt, das einst mehr Künstler anzog als Salzburg. 1926 erwarben Carl Zuckmayr und seine Frau Alice das Anwesen „Wiesmühl“. Das Haus wurde bald zum Zentrum für Literaten. Ödön von Horvath, Stefan Zweig, Johannes Freumbichler und auch der Knabe Thomas Bernhard waren hier häufig zu Gast. Wer die Wiesmühl, die jetzt im Besitz von Wichard und Johanna von Schöning ist, besuchen möchte, der meldet sich am besten im Literaturhaus an. Auf einem Literatur-Spaziergang durch Henndorf kann man unter anderem auch die Wiesmühl besichtigen. Im Literaturhaus lebt aber nicht nur die Vergangenheit, hier stellen auch Künstler und Künstlerinnen aus der Gegenwart aus. Beeindruckend zum Beispiel die Bilder der jungen Malerin Eva Baker oder das auf Holzpanelen gemalte Dschungelbild von Max Pfeiffer-Watenpuhl (1896-1976). Es wurde erst kürzlich im Zuge einer Restaurierung freigelegt.

Die Wiesmühl von Carl Zuckmayer (Foto Silvia Matras)
Literaturhaus Henndorf (Foto: Silvia Matras)
Eva Baker: Sonntagsfrauen (Foto: Silvia Matras)
Max Pfeiffer-Wartenphul: Dschungel (Foto: Silvia Matras)

Natürlich auch Salzburger Festspiele!

Es gab Karten! Für den ausgezeichneten Bariton Matthias Goerne. Er sang mit der Intensität, die einem unter die Haut geht, Lieder von Beethoven. Begleitet wurde er von dem jungen, congenialen Pianisten Jan Lisiecki. Was für ein Festabend! Einziger Wermutstropfen: Es gab nur einen Waschzettel mit den Titeln. Warum kein Programm mit allen Texten, wie sonst auch? Sparmaßnahmen am falschen Platz.

Literatur und Informationen

Siegfried Hetz, Erlebnis Salzburger Land. Band 1 Flachgau. Verlag Anton Pustet. Ein äußerst brauchbarer Ideenspender für Wanderungen abseits der Massen, die es im Flachgau ohnehin nicht gibt!

Silvia Bengesser, Literatur-landschaft Flachgau. Edition Eizenbergerhof 45, Salzburg 2017. Gut recherchiert, unabdingbarer Begleiter für alle Literaturinteressierte.

Schlosshotel Iglhauser: http://www.schlosshotel-igl.at

Anmeldung für Literatur-Spaziergang in Henndorf: Mobil: 0660/79 660 54 oder literaturhaus-henndorf@sbg.at

Ausführliches über Wiesmühl: Schriftenreihe „Wiesmühl“ Heft 3. Hrsg Tagebucharchiv Austria, Wichard und Johanna von Schöning