Theater Akzent: „Alice – Spiel um dein Leben“ mit Natalie O´Hara.

Text: Kim Langner, Regie: Francois Camus

Großartig, berührend – es fehlen die richtigen Worte, um diesem Abend gerecht zu werden. Natalie O`Hara kann alles: phantastich Klavier spielen, Pantomime mit einer unglaublichen Wandlungsfahigkeit: Blitzschnell wechselt sie von einer Person zur anderen. So gelingt es ihr mühelos, alle 20 Rollen zu verkörpern.

In diesem Zusammenwirken von Musik, Schauspiel und Pantomime entsteht ein emotional hoch geladener Abend, ohne dass je Kitschalarm ausgerufen werden müsste. Pathosfrei spielt und verkörpert Natalie OHara das Leben der Pianistin Alice Herz-Sommer.

Prag im September 1942. Alice spielt in ihrer Wohnung im Ghetto trotz Verbot der Gestapo KLavier - "Musik ist mein Leben!" sagt sie immer wieder. Ihr fünfjähriger Sohn und ihre Mutter hören andächtig zu, während sie die " Appassionata" von Beethoven spielt. Die Lebensfreude erlischt jäh, als zuerst ihre Mutter in den Osten abtansportiert wird und bald darauf sie selbst, ihr Mann und ihr Sohn. Sie landen in Theresienstadt. Ihr Mann wird in Auschwitz knapp vor Kriegsendes an Typus sterben. Die Spuren ihrer Mutter verlieren sich im Osten. Glück für Alice und ihren Sohn in dieser trostlosen Lage: Das Rote Kreuz wird das Lager besuchen, da als Ferienlager präsentiert werden soll, wo es Konzerte und Kinderopern gibt und auch die berühmte Pianistin Alice Herz-Sommer auftreten wird. Die Musik rettet ihr und dem Sohn das Leben.

Im Hintergrund werden auf der Videowall Zeichnungen einger Insassen eingeblendet. Gräuelbilder mit Toten, Menschengerippen, wie sie üblicherweise in Dokus oder anderen Darstellungen der Konzentrationslager gezeigt werden, vermeidet der Regisseur. Die einzelnen Lagerinsassen und der Leiter werden ohne übliche Schwarzweißzeichnung gezeigt. Szenen, wie der nächtliche Abschied des Ehemanns von seiner Frau gehen tief ins Herz. Auch Szenen mit ihrem Sohn, den sie von den Schrecken des Lagers nicht fernhalten kann und der vor Hunger in der Nacht nicht schlafen kann, berühren, weil Natalie O`Hara sie pathosfrei spielt. Im Mai 1945 endet die Qual und im September 1945 spielt Alice Herz -Sommer wieder ihr erstes Konzert in Prag, das im Radio übertragen wird: Beethoven!

Im Abspann erfährt man, dass Alice und ihr Sohn nach Palästina auswanderten. Er wird ein gefeierter Cellist, sie gab bis zu ihrem 108. Lebensjahr Konzerte. Man sieht Originalaufnahmen von ihr, ihre vom Alter gezeichneten Hände spielen sicher und geschmeidig eine Chopin Etüde. „Musik ist ein Geschenk, sie kann helfen, die härtesten Stunden zu überleben“ lautet ihre Botschaft an die Menschen.

Langer Applaus und standing ovation

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