Volksoper: Ballett „kontrapunkte“

Dreiteiliger Ballettabend mit Choreographien von Anne Teresa Keersmaeker, Murce Cunningham, Hans van Manen.

Bild oben: „four schumann pieces“ -Ensemble. ©Ashley Taylor (alle)

„große fuge“

Musik: Ludwig van Beethoven, Große Fuge op.133

Choreographie: Anne Teresa Keersmaeker. Sie ist die Asketin unter den Choreographen. Das Bewegungsrepertoire konzentriert sich auf Aufstehen und Fallen. In dunklen Anzügen mit weißem Hemd tanzen sieben Herren (Peci, Ferreira, Kaydanovsky, Carroll, Hayden, Vandervelde, Tariello) und als einzige Frau Fiona McGee. Das 1992 uraufgeführte Ballett hat nichts an Rasanz eingebüßt. Alle Tänzer kommen an die Grenze der Belastbarkeit: Das Auf und Nieder, sich am Boden Einrollen, Drehen, Aufspringen ist anstrengend für das Ensemble und für das Publikum. Man hat den Eindruck , hier kämpfen Gangs untereinander, jeder mit jedem und alle zusammen gegeneinander. Durch die auf Hände und Gesichter konzentrierte Lichtführung (Jan Joris Lamers) erscheinen diese wie Gespenster in der Dunkelheit, aufleuchtend, verschwindend. Viel Applaus für die Leistung der Akteure und die Musiker, die im Hintergrund der Bühne aufspielten.

„duets“

Musik: Improvisation III von John Cage, Live-Elektronik Bela Fischer und Michael Fischer unter Verwendung der Einspielung von Peadar&Mel Mercier.

Merce Cunningham schuf die Choreographie 1980 und sie ist frisch, als wäre sie gestern entworfen worden. Durch die knallbunten Kostüme von Marc Lancaster wirkt sie wie frischer Wind nach dem düsteren Bild von Keersmaeker.

Alexandra Inculet und Hanno Oppermann

Cunninghams Ballettsprache hat Schule gemacht: Er vereint modern dance und klassisches Ballettrepertoire. Es ist Tanz pur, ganz ohne Narrativ. Jedes Paar findet seine eigene Sprache, am Ende fügt sich alles harmonisch zusammen. Unter den unterschedlichen Formen des Paartanzes fiel besonders das Paar Alexandra Inculet und Hanno Oppermann durch Präzision und Hingabe an die Musik auf. Ihr Pas de deux war, was Cunningham immer anstrebte: Tanz pur.

„four schumann pieces“

Musik: Robert Schumann, Streichquartett A-dur, op. 41, Nr.3

Harmonie in Farben (Kostüme: Jean-Paul – Vroom) und in den Bewegungen. Hans van Manen, nunmehr 90 Jahre alt, leitete persönlich die Proben an der Volksoper. Diese Choreographie schuf van Manen für Anthony Dowell, den britischen Stardänzer. An diesem Abend beeindruckte Davide Dato in dieser Rolle, als Solotänzer und im pas de deux mit verschiedenen Partnern. Die Ballettsprache van Manens ist reiner Tanz, „nicht mehr und nicht weniger“, wie er immer betont. Durch eine klare, abstrakte Bewegungssprache erzeugt er große Spannungen und Emotionen. Im Paartanz geht es immer um Beziehungen, die beginnen und flüchtig bleiben.

Davide Dato

Viel Applaus für das Ensemble, Davide Dato und für Hans van Manen, der persönlich auf die Bühne kam.

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