Titelfoto: Olga Esina und Marcos Menha – Wiener Blut
Alle Fotos: Ashley Taylor
Es war eine Leistungsschau der Sonderklasse – gewidmet dem genialen Tänzer und Choreographen Rudolf Nurejew. Er war nicht nur ein großartiger Interpret des klassischen Balletts, sondern auch ein Erneuerer.
Den Anfang machte der „pas de trois aus la ventana“, den Nurejew 1975 mit Cyntha Gregory und Erik Bruhn in New York tanzte. (Musik: Hans Christian Lumbye, Choreographie August Bournonville). Ioanna Avraam, Kiyoka Hashimoto und Alexey Popov sorgten für einen beschwingten und stimmungsvollen Auftakt. Danach tanzte das Corps de Ballett den 1. Akt aus „Schwanensee“ nach der Choreographie von Nurejew.
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Nach zwei Folgen klassischen Balletts tanzte Sonia Dvorak nach der Musik von Gyorgy Ligeti das Solo in „ramifications“ in der atemberaubenden Choreographie von Martin Schläpfer. Ein Lichtkegel rahmte sie ein. In ihm eingefangen gelang ihr ein Tanz, den man so noch nicht gesehen hatte: Auf Spitze statisch war sie Athletin, deren Rückenmuskeln im Spiel der Musik sich einzeln bewegten, dann wieder wieder verfiel sie dem Furor zwischen Flamenco und orientalischer Verführung. Nicht nur der Körper, sondern auch die Mimik folgte dem Diktat der Musik – manchmal mit offenem, leicht verzerrtem Mund, dann wieder gelassen lächelnd. Diese ungemeine Tanzleistung war das Nonplusultra für alle, die nicht nur Klassik sehen wollten.
Davide Dato begeisterte das Publikum – wie immer – mit Präzision und Perfektion. In Hans van Manen klassisch ausgerichteter Choreographie zur Musik von Robert Schumann (Streichquartett A-Dur) „four schumann pieces“ zog er seine Sprünge und sprang seine Pirouetten selbstvergessen, ichbezogen, allein. Hinter ihm zog das Leben vorbei – getanzt von Hyo-Jung Kang, Arne Vandervelde, Kiyoka Hashimoto, Alexey Popov und anderen.
Der „Wiener Blut Walzer“ (Johann Strauß Sohn) brachte ungeheuren Schwung. In den Kostümen von Susanne Bisovsky begeisterten Olga Esina und Marco Menha (s. Titelfoto). In der Choreographie Martin Schläpfers zeigte die Grande Dame (die Franzosen würden Esina „Étoile“ titulieren) wieder einmal mehr, welche Eleganz in allen ihren Bewegungen liegt.
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Wer Olga Esina als Marguerite und Brendan Saye als Armand (warum fehlte er an diesem Abend?) im 3. Akt der „Kameliendame“ (Choreographie John Neumeier) erleben durfte, konnte nun die andere Besetzung sehen und vergleichen: Ketevan Papava (Foto links oben) tanzte eine strenge, in sich verschlossene, verletzte Marguerite, die nur langsam der Leidenschaft Armands (Timoor Afshar) nachgab. Vielleicht fehlte so manchem Besucher genau dieses Quentchen Leidenschaft, die in dieser Szene Esina und Saye voll auslebten.
Überraschungsgäste waren Valentine Colasante und Marc Moreau, die beiden Grands Étoiles der Pariser Oper. Sie tanzten „grand pas classique“ (Musik: Daniel Auber, Choreograpie Victor Gsovsky)und den pas de deux aus dem Schwanenssee, 2. Akt (siehe Fotos, Mitte und rechts) In beiden Stücken zeigten sie in maximaler Präzision alles, was dem klassiche Ballett an Schwierigkeitsgraden eingeschrieben ist: Pirouetten. Jetés, Relevés sur Point und mehr. Großartig, aber irgendwie zu perfekt.
Zärtlich, fröhlich, frisch und jung dann Hyo-Jung Kang und Marcos Menha im pas de deux aus Dornröschen (Tschaikowski) in der Choregraphie von Martin Schläpfer. Ebenso erfrischend der Fandango im 3. Akt von „Don Quixote“ (Musik: Ludwig Minkus, Choreographie und Inszenierung: Rudolf Nurejew), getanzt von Ketevan Papava und Eno Peci.
Natürlich musste es , wie bei Martin Schläpfer üblich, ein grandioses Finale geben, in dem fast alle, inclusive der Jugendkompanie der Ballettakademie der Wiener Staatsoper auftraten. Im „Finale aux études“ (Musik: Knudage Riisager nach Etüden von Czerny) verleitete die Choreographie Harald Landers noch einmal das Publikum zu ausgiebigem Applaus, der auch dem Dirigenten galt. Wolfgang Heinz leitete das Orchester der Wiener Staatsoper mit spürbar großer Liebe für die Tänzer und Tänzerinnen.