Wiener Staatsoper: Ballett:“shifting symmetries“

Drei Choreographien: „Concertante“ – Hans van Manen. „In the Middle. Somewhat Elevated“ – Wiliam Forsythe. „Brahms-Schoenberg Quartet “ -George Balanchine

Titelfoto: Concertante, GWielick, ALiashenko © Ashley Taylor

„Shiftng symmetries“- „Verschobene Symmetrien“ wurde als Überbegriff für die drei Ballettchoreografien gewählt. Van Manen, Forsythe und Balanchine sind drei Choreographen, die die Entwicklung des Balletts im 20. Jahrhundert wesentlich prägten.

„Concertante“ – Musik von Frank Martin, zeigt die Choreographie van Manens in konzentrierter Form. Vor schwarzem Bühnenhintergrund bewegen sich die Tänzer zum starken Rhythmus von Frank Martin in großen, raumgreifenden Bewegungen, immer im Blickkontakt zueinaner. aber in Konfrontation der Geschlechter. Vier Paare, die einander in verschiedenen Stadien von Zu- und Abneigung begegnen. Auffallend sind die fordernden Figuren der jeweiligen Pas de deux – Paare zu der starken Musik!! Die interessanten Kostüme (Keso Dekker) erwecken den Eindruck, die Tänzer treten nur in Körperbemalung auf.

In the middle, somewhat elevated“. Elektronische Musik von Tom Willems. William Forsythe zeichnet für Choreographie, Bühne, Licht, Kostüme. Mit dieser Choreographie hat Forsythe gewaltig die Welt des Tanzes verändert.

Die vergoldeten Kirschen, die kaum als solche erkennbar von der Decke hängen, haben keine symbolische Bedeutung – sie waren eine Verlegenheitslösung. Gleichsam die Ironie pur auf jegliches Bühnenbild. Denn nichts sollte vom Tanz ablenken. Es beginnt in völliger Finsternis, plötzlich heftige Donnerschläge, ein Blitz erleuchtet die in grüne, körpernahe Kostüme gekleideten Tänzer und Tänzerinnen. Mit Wucht schlägt die Musik auf Tänzer und Publikum ein – der Boden unter den Füßen erbebt bei jedem Schlag. Da drehen sich keine zarten Elfen und Geister, sondern wuchtige Maschinenmenschen. kraftgesteuert durch die Hammerschläge der Musik. Zwei bis drei Grundbewegungen bestimmen im ersten Drittel das Geschehen. Dann explodieren Paare in spannungsgeladenen Figuren, auffallend anders Davide Dato, den man bisher eher klassisch kannte. Atemlos – das ist wohl der treffende Ausdruck – sieht das Publikum die geballte Gewalt des Tanzes.

„Brahms-Schoenberg Quartet“ (Arnnold Schönberg bearbeitete das Klavierquartett Nr.1 von Johannes Brahms für Orchester)

Einen größeren Gegensatz zu Forsythe gibt es kaum. Man kann es nicht fassen! Da tanzen Ballerinen im eleganten, weißen Tüllröckchen und die Prinzen dazu natürlich im silbrig weißen Wams. Auffallend sexy ist übrigens das Kostüm von Davide Dato, der die Hauptpartie tanzt (Kostüme: Vera Richter). Die Szenerie spielt, wie es sich für ein romantisches Ballett à la Russe gehört, vor einer Schlosskulisse. Allerdings ähnelt es einem Gruselschloss: Schwarze, leere Fensterhöhlen, die Mauern grau-schwarz. Aber dennoch glaubt man sich im „Nussknacker“ oder „Schwanensee“. Man sieht alle beliebten Ballettfiguren, Sprünge, Hebefiguren – halt das ganze klassische Repertoire. Ein Teil des Publikums scheint ganz verzückt danach gewesen zu sein und dankt mit standing ovations. Ein anderer Teil war ein wenig verwirrt – nach Forsythe diese Tüll- und Romantikchoreographie!? Natürlich war es die Absicht Martin Schläpfers, den Bogen von der russischen Klassik bis in die krasse Moderne zu zeigen. Aber nach Forsythe Balanchine – mir erschien das ein wenig unfair. Es war auf jeden Fall ein Abend, an dem der Ballettdirektor die großartige leistung des Wiener Ballettensembles demonstrieren konnte. Das Publikum dankte ihm sehr dafür. Sonderapplaus bekam auch der Dirigient Mattew Rowe, der sehr einfühlend die Tänzer durch die Musik von Martin und Brahms lenkte.

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