Colum McCann: Apeirogon. Rowohlt Tb

Aus dem Englischen von Volker Oldenburg

Das Feuilleton ist großteils begeistert, nennt den Roman „einen Jahrhundertroman“ und „Pageturner“. Ein Pageturner mag er wohl deswegen sein, weil so mancher Leser die „Fitzelkapitelchen“ und die nicht immer verständlichen Einschübe überblättern wird.

Der Plot ist wahr: McCann erzählt die Geschichte eines Palästinensers und eines Israelis. Beide haben ihre Töchter durch Anschläge der jeweils Gegenseite verloren. Um ihrer Trauer Herr zu werden und nicht von Hass verzehrt zu werden, schließen sie sich der Friedensorgansisation „Parents Circle“ an. Mitglieder sind Eltern, die ihre Kinder im Krieg zwischen Israelis und Palästinensern verloren haben. Der Kern der Geschichte ist wahr und alles Drumherum ist Fiktion. Das Drumherum aber ist derartig überhöht, verwirrend und und streckenweise undurchschaubar. Manche Kapitel bestehen nur aus einer Zeile, und man kann nicht immer den Sinn des kryptischen Satzes deuten Die Abbildung der Picassotaube und viele kleine Schwarzweißfotos, auf denen nicht immer klar ist, was abgebildet ist, machen aus dem Roman eine Art „Halbbiographie“ und intellektuelle Schmöckerei. Gerade diese Unklarheiten und Zerrissenheit in kleine Kapitel finden viele Kritiker das Beste an dem Roman. Vielleicht, weil kaum jemand zugeben will, dass er streckenwese vor Rätseln stand. Wer will schon zugeben, dass er sowohl die Zahlenspielerei und andere kryptische Hinweise nicht versteht?

Ein Roman, der das Zeug zum „Pageturner“ hätte, wenn der Autor die Hälfte gestrichen hätte.

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