Grafenegg: Karfreitagskonzert mit den Tonkünstlern – Richard Wagner: Parsifal, 3. Aufzug, konzertant

Dirigent: Roberto Paternostro, Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor. Choreinstudierung: Martin Schebesta

Während am Karfreitag alle Kulturstätten geschlossen halten, wagte man in Grafenegg die Bühne für „Parsifal – konzertant“ – zu öffnen. Und es war mutig und stimmig! Draußen im Park blühten die Bäume, das Publikum genoss die letzen Sonnenstrahlen – ein „Karfreitagszauber“, wie er nicht schöner hätte sein können. Außer vielleicht noch in der Musik Wagners, genauer: Im 3. Akt, wenn Gurnemanz, gesungen von dem stimmgewaltigen Bassbariton Stephen Milling, den Lenz ankündigt: „Der Winter floh und Lenz ist da!“ Wagner wollte Lenz als Person, als personifzierte Naturerscheinung verstanden wissen, weshalb er ihn ohne Artikel – nur Lenz – ankündigt. Die Musik untermalt diese Personifizierung der Natur, die in den Worten Parsifals noch vorangetrieben wird: „Wohl traf ich Wunerblumen an, die bis zum Haupte süchtig mich umrankten“. „Das ist der Karfreitagszauber,Herr“ erklärt Gurnemanz dem verzückten Parsifal. Klaus Maria Vogt ist die Rolle Parsifals mehr als vertraut. sein Tenor ist sicher und klar, ganz ohne Romantizismus. Was durchaus Sinn ergibt, denn die Musik ist an dieser Stelle verschwenderisch genug.

Was in der konzertanten Aufführung ein wenig auf der Strecke bleiben muss, ist die Mystik um Parsifal. Wagner war ja ein genialer „Synkret“ – elegant vermischte er Orpheus- Christus- und Rittermythen. Parsifal ist Ritter, Erlöser und Heilsbringer . Bevor er aber Amfortas von seinem Leiden erlösen kann, muss er selbst die Welt durchwandern und erfahren, was Leid ist. Denn ohne Mit-Leiden läuft Hilfe, Rettung ins Leere. Feierlich und mit Gespür für dramatischen Aufbau bereitet Wagners Musik uns auf den Auftritt Amfortas, des Leidenden, der nicht sterben kann, vor. Chor und Orchester schwellen zu einem gewaltigen Sturm an – bis die matte, todeswunde Stimme Amfortas zu hören ist. Derek Welton sang Amfortas mit Schmerz und der ganzen Herzenstiefe seines wudervollen Bassbaritons.

Roberto Paternostro forderte die Tonkünstler zu Höchstleistungen heraus. Mit untrüglichem Gespür für die Dramatik tönte die Schlussszene voll durch das Auditorium – der gesamte Chor, die volle Gewalt des Orchesters begleitete Parsifal, der den Schrein öffnet und den Gral entnimmt.

Langer, begeisterter Applaus

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