Lea Singer:
Die Poesie der Hörigkeit.
Hoffmann und Campe Verlag

Man erkennt den Stil der Autorin nicht wieder. Wer etwa die Romanbiografie „Konzert für die linke Hand“ über Paul Wittgenstein gelesen hat, der glaubt es kaum, dass „Die Poesie der Hörigkeit“ von derselben Autorin stammt. Sprachlich absichtlich bis manchmal zum Unverständnis verknappte Satzstrukturen machen dem Leser Mühe, die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Sätzen zu verstehen. Dazu kommen sprachliche Unsinnigkeiten, wie etwa „Benn hatte mit Freiraum geaast“. Man hat den Eindruck, Lea Singer hat zu viel Gedichte von Gottfried Benn gelesen und wollte es ihm an Vieldeutlichkeit bis zur Undeutlichkeit gleichtun. Nur: Gottfried Benn schrieb Gedichte, Lea Singer eine Romanbiografie.

Das Thema: Die Tochter von Carl und Thea Sternheim – Mopsa genannt – verliebt sich schon als Kind in den hässlich – vierschrötigen Gottfried Benn, Arzt und damals in den 20er Jahren schon berühmten Dichter. Doch der Haken ist der: Auch ihre Mutter liebt ihn – mit mehr Erfolg als Mopsa. In diesem ewigen Dreiecksverhältnis spielt sich das Leben ab. Mopsa ist besessen von Benn. Auch als er sich den Nazis anbiedert, sie und die Mutter nach Pars fliehen, sie in ein Lager deportiert wird, dort lebend wieder herauskommt, hat sie nur eines im Sinn: Benn zu sehen und von ihm auch nur ein einziges Mal zu hören: Ich liebe dich. Der hat jedoch andere Frauen, heiratet eine bequeme Ilse, ist nach dem Ende der Nazizeit wieder hoch gelobter Dichter. Mopsa stirbt an Krebs, ohne von ihm ein Liebeswort gehört zu haben.

In jedem Sinn – schwere Kost.