Sabine Thiesler: Romeos Tod. Heyne Verlag

Kein Krimi, ein Thriller nur, wenn man Superspannung mit „thrill“ gleichsetzt. Sabine Thiesler hat mit diesem Buch dem Thriller einen neuen Aspekt, eine neue Richtung gegeben. Nicht das Verbrechen und dessen Aufdeckung und Bestrafung stehen im Fokus, sondern Menschen, die aus einer ganz spezifischen Charakterveranlagung ein Verbrechen begehen. Dass die Autorin ihren Protagonisten ein von tiefem Wissen um die menschliche Psyche geschärftes Profil verleiht, ist ein wesentliches Charakteristikum ihrer Romane.

Diesmal führt Sabine Thiesler den Leser in die Welt des Theaters, genauer hinter die Kulissen, noch genauer in die Seelenzustände eines Schauspielers knapp vor seinen Auftritten. Jan Jepik ist Vollblutschauspieler, wenn er den Hamlet spielt, dann ist er Hamlet, duldet kein „Nur so tun als ob“. Er gibt alles an Kraft in die Rolle, das Publikum tobt. Wenn er den Lenz verkörpert, spielt er dessen Wahn als seinen eigenen. Immer wieder, bei jeder Aufführung neu. Sein Privatleben ist ebenso eine Gratwanderung zwischen Wahn und Wirklichkeit. Ebenso seine Liebe zu Mona, einer hocherotischen und toxischen Persönlichkeit. Wie diese Frau die Überempfindlichkeit Jans und dessen Hang zum Wahn -sinn geschickt ausnützt, ihn manipuliert, ihn zum Mörder werden lässt ….das ist große Erzählkunst. Ein Buch, das man nicht am Abend im Bett beginnen sollte. Es besteht die Gefahr, dass man die Nacht durchliest und man am nächsten Tag arbeitsunfähig ist.

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