Wiener Konzerthaus: Il Giardino d’Amore/Fatma Said/Jakob Józef Orklinski/ Stefan Plewniak

Giovanni Battista Pergolesi: Stabat mater

Besetzung: Sopran: Fatma Said, Alt: Countertenor J.J. Orlinski und Il Giardino d‘ Amore mit Stefan Plewniak Violine und Dirigat

„Stabat mater“ von Pergolesi – passt nicht nur als vorösterliches Thema in die Zeit, sondern ganz besonders auch als Memorial an all die Toten der Kriege ringsum in der Welt. Unterstützt vom sanften Dirigat Plewniaks und den Streichern sangen Fatma Said und Jakub Orlinski die Klagen einer Mutter, die ihren toten Sohn im Arm hält, im harmonischen Gleichklang, dann wieder im Solo. Pergolesi komponierte die Klage der Mutter nicht als reinen Trauergesang. Immer wieder strahlt fast eine heitere, leicht tänzerische Melodie auf, die Trost vermittelt. Saids schöner, heller Sopran, in der Höhe genauso sicher und warm wie in der Mittellage, paart sich mit dem Alt des Countertenors. Atemberaubend lässt Fatma Said die Klage in einem langsam verhauchenden „Amen“ ausklingen.

Nach der Pause werden die beiden Zeitgenossen und Musikheroen des Hochbarock einander gegenübergestellt: Antonio Vivaldi und Georg Friedrich Händel. Mit „Gelosia“ forderte Vivaldi die Grenzen der weiblichen Stimme heraus – für Fatma Sais kein Problem, die Töne perlen wie frisches Quellwaser von musikalischen Höhen in den erdigen Boden der Wut. In Händels Arie „Lascia che io panga“ gibt sie dem Schmerz eine beseelte Stimme. Ganz auf das Wesen des Countertenors hin hat Händel „Furibondo spira il vento“ komponiert. Orlinski nimmt die Herausforderung locker an und lässt die Koloraturen in den Höhen spielerisch leicht glänzen. Das Publikum dankte mit Beifallsgetöse.

Danach noch eine Steigerung: Stefan Plewniak und die erste Geigerin Ludmila Piestrak spielten den 2. und 3. Satz des „Concerto in a-moll RV 522 von Antonio Vivaldi. Plewniak im schwarzen Gewand erinnerte an einen Priester, der sich mit dem Teufel verbunden hat: So muss Vivaldi, der prete rosso, auf seine Schülerinnen und sein Publikum gewirkt haben: Wie im Rausch steigerte Plewniak das Tempo zu einer Art Höllenfahrt und nahm seine congeniale Partnerin mit. Jubel im Publikum! Und ein da Capo dazu: Ähnlich rauschhaft der 1. Satz des Concerto D-Dur, RV 208. Dann innig und intensiv: Fatma Said in der Rolle des Farnace aus der gleichnamigen Oper von Vivaldi: „Gelido in ogni vena“. Zu Boden sinken der Countertenor und alle Musiker, während er die Arie des Anastasio aus der Oper „Il Giustino“ (Vivaldi) „Ich fühle es in meiner Brust“ singt. Ein ironischer Spaß? Gemeinsam singen sie die Arie aus der Oper „Rinaldo“ von Friedrich Händel und werden vom Publikum mit Schreiapplaus und standing ovation belohnt.

Mit diesem Konzert ging das „Porträt Fatma Said“ zu Ende.

http://www.konzerthaus,at