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Edward Albee: Wer hat Angst vor Virginia Woolf? Theater Scala

  • Silvia Matras
  • vor 13 Minuten
  • 2 Min. Lesezeit

Deutsch von Pinkas Braun. Inszenierung und Bühne: Rüdiger Hentzschel. Kostüme: Anna Pollack



Von links nach rechts: Monica Anna Cammerlander, Fanny Alma Fuhs, Benjamin Spindelberg, Wolfgang Lesky. ©Bettina Frenzel
Von links nach rechts: Monica Anna Cammerlander, Fanny Alma Fuhs, Benjamin Spindelberg, Wolfgang Lesky. ©Bettina Frenzel

Masken ab, heißt es schonungslos. Amerika der 1960er Jahre , als Edward Albee das Stück schrieb, war geprägt von extremer Scheinmoral, kontrolliert von den Scheinintellektuellen der bürgerlichen Mittel- und Oberschicht. - Die Parallelen zu heute und nicht nur zu Amerika sind nicht zu leugnen.

In diesem ersten "Zimmerschlachtstück" in der Literatur (später greift Jazmina Reza dieses Genre mit viel Erfolg im "Gott des Gemetzels" auf) schlachten einander mit grausamen Worten das Ehepaar Martha und George. Sie kommen von einer langweiligen Party, es ist 2h früh. Martha (ganz großartig von Monica Anna Cammerlander gespielt) ist noch nicht müde, sie arbeitet ihren Partyfrust an ihrem erschöpften Ehemann George ab. (subtil und den Typus eines vom Leben Zermürbten glänzend von Wolfgang Lesky gespielt) Er will nur schlafen und seine Ruhe, die sie ihm partout nicht lässt. Noch dazu hat sie Gäste eingeladen - das junge Paar Honey (ganz ezaubernd naiv : Fanny Alma Fuhs) und der ehrgeizige Biologe Nick. Benjamin. Spindelberg verleiht diesem fiesen Ehrgeizling die richtige Figur und den richtigen Ton.


Dann kann es losgehen! Es wird gesoffen, um die Tristesse des Lebens im Allgemeinen und im Besonderen im akademischen Campus zu ertränken. Martha ist die treibende Kraft. Geschickt steigert sie die Temperatur des Kampfes, George versucht zunächst noch zu mitigieren, bis er ebenfalls Kampfeslust verspürt und den armen Tropf Nick vom hohen Ross holt. Dem diabolischen Spiel kann die naive Honey nichts abgewinnen, sie rettet sich in körperliche Abwehr und kotzt, säuft und kotzt.

Den Darstellern wird nichts geschenkt - der Regisseur treibt sie unbarmherzig in die Hitze des Gefechtes, in dem alle verwundet und demaskiert werden. George treibt das "Spiel" , wie er es nennt, zum Äußersten und konfrontiert Martha vor den beiden Gästen mit der größten Lüge ihres Lebens. Das Paar flieht entsetzt über die gegenseitige Demaskierung, und George und Martha bleiben erschöpft zurück. Dieser Showdown ist große Schauspielkunst. Marhta gesteht unter Tränen ihre "Angst vor Virginia Woolf" ein - gemeint ist die Angst vor Klarheit und einem Leben ohne Lebenslüsge. Beide sitzen nun still nebeninander und es öffnet sich ein Hoffnungsraum für so etwas wie Liebe.

Theater pur! Ohne "zeitgemäße" Behübschungen, Verrenkungen. Man sieht Edward Albees Stück und nicht einen Verschnitt "à la". Dafür dankte das Publikum mit langem Applaus!


www.theaterzumfuerchten.at Zu sehen noch bis 14. November , Dienstag - Samstag

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