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Festspielhaus St. Pölten: Marcos Morau und das "Ballet Nacional de Espana": AFANADOR

  • Silvia Matras
  • 29. Sept.
  • 2 Min. Lesezeit

©Merche Burgos
©Merche Burgos

Choreographie: Marcos Morau und La Veronal u.a., Tanz: Ruben Olmo, Bühne: Max Glaenzel, Mambo Decorados, May Servicios para Espectaculos, Kostüme: Silvia Delagneau, Musik: Enrique und Jonathan Bermudez, Perücken und Kopfschmuck: Carmela Cristobal und Juanjo Dex, Fotografie: Ruben Afanador


Was für ein faszinierender Saisonauftakt des Tanzes im Festspielhaus St. Pölten! Es war, als würde man ein Fotobuch über Spanien mit all seinen Fazetten durchblättern, überhoben ins Surreale und Irreale. Marcos Morau ließ sich von der surrealen Arbeiten des Fotografen Ruben Afanador beeinflussen, basierend auf der Tradition des Flamenco. Lichtschirme, Scheinwerfer, Fotostative und Apparate weisen auf Afanadors Arbeiten hin. Doch bleiben sie Zitate, denn Morau übersteigert das Thema Fotografie und Flamenco in eine Welt des Surrealen und trifft damit einen seelischen Kern der spanischen Kultur. Man denke an Calderons "Mann von La Mancha", an Maler wie Salvatore Dali. Juan Mirò und in gewisser Weise auch Picasso.Die Filme von Luis Bunuel sind Zeugnisse dieser spanischen Seele.


Unter den harten Rhythmen des Flamenco, hin und wieder auch von den rauhen Stimmen einer Sängerin begleitet, stampft die Gruppe, löst sich auf, vereinzelt sich zu Flamencosoli unter Beifall der anderen, fügt sich wieder zu neuen Formen zusammen. Die langen Volantröcke, Kopfschmuck, Fächer und Falmencostiefeln werden zu rel-irrealen Zitaten der spanischen Tradition.


Moraus Stärke sind Präzision im Chaos. Man staunt über die fließenden Übergänge der zahllosen Bilder. Welche Bilder bleiben eventuell in langer Einnerung? -



©Alle: Merche Burgos


Ganz zu Beginn senkt sich der Vorhang bis auf Kniehöhe der Tänzer, die aufgefädelt am Bühnenrand stehen. Mit den schwarzen Flamencostiefeln stampfen sie in Reih und Glied den Rhythmus, ihre Körper bleiben bis zum Knie unsichtbar. Humor ist immer schon eine wesentliche Seite des Surrealismus gewesen!

Oder: Von einer weißen Hauswand ragt ein Balkon heraus. Eine Tänzerin lässt ihr meterlanges schwarzes Haar herunter. Das Bild eines Kreuzes entsteht, wird aber so sofort durch unsichtbare Zeichenhände ins Humorige gewandelt: An der weißen Mauer wachsen in Blitzesschnelle Bäume, Pflanzen, die ein Dali hätte entwerfen können, empor. Einzelne Soli ragen aus der überbordenden Bilderfülle in Erinnerung, etwa das Solo des "Spinnentänzers", der mit einer an ein Spinnennetz erinnernden Stola unglaubliche Figuren zaubert. Moraus und Olmos (Direktor der Ballettgruppe) Tanzsprache ist neu, faszinierend und unglaublich unterhaltsam zugleich, frei von jeglicher Wertung oder politischer Orientierung. Und das tut in Zeiten, in denen Theater und Tanz unter der erzieherischen, sozialmoralistischen Knute leidet, unheimlich gut.

Was das Publikum mit frenetischem Applaus und Jubel belohnte!!!


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