Konzerthhaus: Renaud Capucon und Daniel Lozakovich: Konzertante Duos für zwei Violinen
- Silvia Matras
- vor 6 Tagen
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Daniel Lozakovich © Lyodoh Kaneko Renaud Capucon ©images.webp
Ein Konzert für zwei Violinen ist eine kostbare Seltenheit. Besonders wenn zwei Seelengleiche zusammenspielen, wie es Renaud Capucon und Daniel Lozakovich sind. Renaud Capucon ist dem Publikum längst bekannt, der 24 Jahre junge Daniel Lozakovich wohl weniger, wie man aus dem nicht ausverkauften Mozartsaal schließen kann. Aber dieser junge Geiger ist so was wie eine Naturgewalt. Wenn er spielt, dann ist er mit seiner Stradivari eine Einheit, seine Seele fließt aus der Musik in den Raum. Anders kann man diesen Rausch, der wohl jeden beim Zuhören im Publikum erfaßt, nicht beschreiben. Längst ist er international bekannt. Sieht man auf seinen Veranstaltungskalender, wird einem angst bange : 2026 ist durchgetaktet, Auftritte von China bis in die USA, knapp hintereinander. Ruhepausen - keine.
Konzerte für zwei Violinen sind für die Musiker eine besondere Herausforderung bezüglich Technik und Zusammenspiel. Zwischen Capucon und Lozakovich spürte man ein tiefes gegenseitiges Vertrauen. Da spielten nicht der Meister und sein junger Schüler, sondern zwei völlig gleichgestellte meisterhafte Virtuosen. Das Programm führte gleichsam durch die Musikgeschichte dieses Genres vom 18. bis zum 20. Jahrhundert.
Jean-Marie Leclair (1697-1764): Sonate für zwei Violinen, e-Moll opus 3/5 (1730)
Leclair komponierte höfische Musik, die man sich durchaus an der Tafel Ludwig XV. vorstellen darf, an dessen Hof er angestellt war. Tänzerisch-lebhaft fröhlich, dann wieder ruhig, fast getragen. Vielleicht genau zum Speiseplan passend?!
Sergej Prokofjew (1891-1953): Sonate für zwei Violinen, C-Dur opus 56 (1932)
Zeitensprung über die Jahrhunderte. Prokofjew lebt in Paris, eine Rückkehr nach Russland ist schon angedacht. Nach einem hochlyrischen Beginn peitscht er durch einen aggressiven 2. Satz, um im 3. Satz mit romantischem Klang das Publikum zu verzaubern. Da spürt man die Stärke des jungen Geigers Lozakovich - er spielt diese Passagen wie in Trance, mit geschlossenen Augen, taucht in die Melancholik ganz tief ein. Capucon nimmt sich väterlich-großzügig ein wenig zurück. Im 4. Satz dann wieder Rückkehr zur Realität.
Henri Wieniawski (1835-1880): Etudes caprices für zwei Violinen opus 18 (1863)
Jede Sequenz funkelt als Kostbarkeit, das Allegro moderato spielt Daniel Lozakovich allein - eine Geste der Anerkennung von Seiten des Älteren. In dieser puren Romantik ist Lozakovich ein Meister - atemlos folgt man ihm in die Tiefen dieser Musik. Beide wieder vereint, gleiten in den witzig - aufmüpfigen 3. Teil , "Saltarella, non troppo vivo" über.
Eugène Isaye (1858-1931): Sonate für zwei Violinen a-moll (1915)
Ein spannender Beginn:Vollmundig aufbrausend, dann zarte Passagen mit kräftigem Unterbau, schnelle Themenwechsel, quirlig, heftig, dann wieder voll romantisch. Das Allegro poco lento wird zu einem Weihestück für Daniel Lozakovich, der es mit geschlossenen Augen spielt. Im Finale darf es wieder flott werden - mit Pizzicati und anspruchsvollen Passagen beweisen die beiden Virtuosen ihre Meisterschaft.
Der begeisterte Applaus wird mit zwei sehr krurzen (circa 30 Sekunden) Passagen aus Bela Bartoks "Ruthenischen Tänzen" belohnt.
Am 17. November 2025 war Daniel Lozakovich mit den Tonkünstlern im Festspielhaus St. Pölten mit dem Violinkonzert von Max Bruch zu hören. Siehe den Beitrag auf dieser Webseite vom 19. November.




