Fräulein Else, frei nach Arthur Schnitzler. Volkstheater.
- Silvia Matras
- vor 3 Tagen
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Konzept: Leonie Böhm, Julia Riedler, Regie: Leonie Böhm, Bühne und Kostüm: Belle Santos

In der Einführung heißt es u.a. "Sie werden Arthur Schnitzlers Text zum Großteil punktgenau wiedererkennen"....das ist wohl die größte Irreführung. Denn man hat ordentlich Mühe, Schnitzlers Text wiederzu finden. Zu sehr getaltet sich der Abend von Anfang an als stand up comedy. Julia Riedler im schwarzen Mantel, weißem Kragen und weißen Handschuhen erinnert eher an den Conferencier aus dem Musical "Cabaret". Sie blödelt locker mit dem Publikum aus den ersten Reihen . Von der "Kontaktaufnahme" mit p.t. Publikum versteht man schon ein pa ar Reihen weiter hinten nix. Schön, dass einige sich köstlich amüsieren und vor Gaudi kreischen.
Irgendwann - so nach einer gefühlten halben Stunde - steigt Julia Riedler in den eigentlichen Text ein, erzählt kurz den "plot" frei nach Schnitzler und weiter gehts im Komödienstil. Sie fragt das Publikum nach seiner Meinung -was soll sie tun? Wieviel soll sie von dem reichen Kunsthändler verlangen? Mehr als 30.000? Vielleicht ist das p.t. Publikum bereit, mitzuzahlen. Außer einem Brillenetui bringt die Idee nichts ein. Soll sie sich wirklich ausziehen, fragt sie immer wieder. Ein paar unverständliche Ratschläge kommen wieder aus der ersten Reihe. Sitzen dort eigentlich Schauspieler, die Publikum spielen? Der Verdacht liegt nahe. Dann gehts ans Eingemachte: Else stellt sich die Szene vor, spricht über ihr Schamgefühl. Wider Erwarten - man hätte eher gedacht, sie zeigt dem reichen Schnösel den Stinkefinger - zieht sie sich bis auf die Unterhose aus und turnt dann lustig auf den verschiedenen Kristalllustern herum, eingehüllt in Nebelschwaden. Ratlosgkeit bei den einen, Begeisterung bei den anderen.


