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Historientheater auf Schloss Eckartsau: Liebe und Hass bis zum Tod

  • Silvia Matras
  • 16. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Es war einer der seltenen Sommersonnentage im Juli. Schloss Eckartsau, umgeben von üppigen Blumenrabatten und einem ins Unendliche sich verlaufenden Park, empfing die Gäste im strahlenden, fast südllich anmutendem Licht. 1896 erwarb Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich diesen Ort der Ruhe und des Vergnügens – er liebte die Jagd, wie alle Habsburger. Von hier aus schrieb er den langen, entscheidenden Liebesbrief an seine geliebte „Soph“, wie er sie zärtlich nannte. Sie sollten nach langen und nervenaufreibenden Kämpfen gegen den Hof und den Kaiser Franz Joseph am 1. Juli 1900 endlich eine morganatische Ehe schließen dürfen. Von dieser berührenden Liebe erzählt Elisabeth -Joe Harriet in dem Historientheater

Elisabeth-Joe Harriet, Ralph Saml, Batrice Gleichner (v.li nach re) Fotocredit: Katharina Schiffl

Liebe und Hass bis zum Tod

Idee, Text und Regie: Elisabeth-Joe Harriet. Franz Ferdinand: Ralph Saml, Sophie: Beatrice Gleicher, Marie Therese: Elisabeth-Joe Harriet

Auf der Feststiege erwarten die Gastgeber, Erzherzogin Marie Therese (Elisabeth-Joe Harriet), Erzherzog Franz Ferdinand ( Ralph Saml) mit seiner Gattin Sophie (Beatrice Gleicher) ihre zahlreichen Gäste und geleiten sie in den Prunksalon in der Beletage. Marie Therese, die geliebte Stiefmutter Franz Ferdinands, hat das illustre Paar in die Gegenwart geholt und lässt sie ihre Geschichte nochmals erleben. Nach einer kurzen Einleitung teilen sich die Gäste in den beiden anliegenden Räumen auf, wo jeweils Franz Ferdinand und Sophie ihr Leben von der Kindheit an erzählen. Dank einer intensiven Recherche in den diversen Archiven gelang Elisabeth-Joe Harriet eine detaillierte Aufarbeitung derer beider Lebensgeschichten. Ihr Ziel war es, die Lügengeschichten und Intrigen, die sich um dieses tragische Paar ranken, aufzudecken und der Wahrheit ihr Recht zukommen zu lassen. Wahrscheinlich ist es dem reichlich zutage geförderten neuen Fakten geschuldet, dass die Figuren ihr Leben in der Vergangenheit erzählen – wobei die Betonung auf „erzählen“ liegt. Die Autorin wollte und konnte wohl auf keine wichtigen Forschungsergebnisse verzichten. Dadurch entstand manchmal der Eindruck einer historischen Geschichtsstunde. Das Lebendige eines Dialoges hat gefehlt, besonders in der Vita Franz Ferdinands. All seine verschiedenen Stationen von der Kindheit bis zur Militärzeit und seine mühsam erkämpfte Eheerlaubnis werden penibel aufgezählt. Beatrice Gleicher als Sophie hatte den wesentlich interessanteren Part über: Nach einer glücklichen Kindheit musste sie sich als Hofdame bei einer nervigen Erzherzogin verdingen. Sie musste lange auf die ersehnte Eheerlaubnis warten. Und es scheint so, als ob Franz Ferdinand auch kein Kostverächter gewesen war: Weil Sophie zu vorehelichem Sex nicht bereit war, holte sich Franz Ferdinand, was er brauchte, bei einer Geliebten. Etwas wehleidig erklärte er ihr in einem Brief , wie sehr es ihn schmerzte, diese Geliebte auf Wunsch Sophies (oder Befehl?)aufgegeben zu haben. Den Brief als Teilfaksimile und in Transskription erhielten die p.t. Gäste als Abschiedsgeschenk mit auf den Weg.

Foto: Silvia Matras

Darin heißt es unter anderem: „Jetzt ist es ganz aus mit ihr (der Geliebten). Soph, jetzt habe ich noch um ein Herz weniger auf der Welt, das Interesse für mich hat, noch um einen Menschen mehr, dem ich nicht sympathisch bin: der jetzt wohl recht über mich schimpfen wird.“ Also müsse sie sich enger an ihn schließen und „alle anderen Leute ersetzen“. Einen Anspruch an sie, den sie ganz und gar gerne tat. Wie Soph` in ihrer Lebenserzählung mit Charme und Humor berichtet.

Nach Ende der Vorstellung bei den Klängen der Eckartsauer Jagdhornbläser und einer Einladung zu einem habsburgtypischen Jagdimbiss (Schnaps und Wildwürstel) genießen einige Gäste noch im idyllischen Café die hausgemachten Torten oder sie spazieren durch den Gartenpark, in dem man sich in Stille und Einsamkeit verlieren kann.

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