Konzerthaus Wien: "Schubertiade"
- Silvia Matras
- 2. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Anja Mittermüller Sopran, Julian Prégardien Tenor, Sir András Schiff Klavier

Wohlklang war das Wort dieses Abends. Julian Prégardiens sanfte, schmeichelnde Tenorstimme kennt man. Sie passt bestens zu den melancholischen Liedern Schuberts. Aber die Überraschung des Abends war die junge Sopranistin Anja Mittermüller. Ihre glockenklare Stimmer glänzte in den weiblichen Partien, strahlte, verinnerlichte Schmerz und Freude. Beide gaben sich mit leisen, manchmal nur gehauchten Tönen der Melancholie des Textes und der Musik hin, begleitet von dem wunderbar einfühlsamen Sir András Schiff am Klavier. Ein fast perfekter Abend, aber eben nur fast. Denn man vermisste schmerzlich die Wortdeutlichkeit und eine gewisse Dramatik - ein wenig Dietrich Fischer-Dieskau hätte gut getan. Zwar waren einige Liedtexte bekannt, besonders die Mignon- Hafnergedichte von Goethe. Doch zum Lied gehört einmal das Wort. Und so genoss man einfach nur den Wohlklang, der, wie einige im Publikum am Ende zusammenfassten, "So schööön war!"
Zu Beginn erklärte Prégadien den Begriff "Schubertiade", worunter man heute ein Festival rund um die Musik Schuberts und seiner Zeitgenossen versteht. Doch Prégardien will darunter die Zusammenkunft von Freunden verstehen, wo, so wie einst unter Schubert ,gemeinsamen "die extremsten Gefühle und Emotionen zugelassen sind". Und an diesem Abend ging es um heftige Gefühle: Einsamkeit und um einen erhofften Sehnsuchtsort. Gleich zu Beginn schlug Prégardien dieses Thema in dem bekannten Lied "Der Wanderer" an. "Ich bin ein Fremdling überall,...wo bist du mein geliebtes Land?" und am Schluss die resignierende Antwort: "Dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück". Und Anja Mittermüller antwortet als Mignon mit sanfter-träumerischer Stimme: "Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen?.....dahin, dahin möcht ich mit dir, mein Geliebter ziehn!" Dass die beiden Interpreten stimmlich wunderbar zusammenpassen, hörte man im letzten Lied "Licht und Liebe" (Nachtgesang), wo sie die ersten beiden Strophen alternierend und die dritte gemeinsam sangen.
Zugaben: "An den Mond" (gemeinsam) und "Hoffnung".
Langer Applaus!


