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ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Gautier Capucon: Violoncello, Andrey Boreyko Dirigent

  • Silvia Matras
  • 19. Okt.
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 23. Okt.


Gautier Capucon und das Radio Symphonieorchester © Andrea Humer
Gautier Capucon und das Radio Symphonieorchester © Andrea Humer

Arvo Pärt: Swansong (2013/14)


Anlässlich des 200. Geburtstages des Kardinals John Henry Newman (1801-1890), der zu den einflussreichsten Dichtern und Theologen Englands zählt, vertonte Pärt den bekannten Text "Littlemore Tractus". Daraus entstand 2014 für die Mozartwoche Salzburg die Fassung "Swansong". In der feierlich - andächtigen Musik wird eine fast überirdische Welt der Meditation, des Friedens zitiert, hin und wieder aufgehellt durch Spitzentöne. Unweigerlich steigt das Bild eines über das Wasser gleitenden Schwanes auf, obwohl es bei weitem keine Programmmusik ist.


Thierry Escaich: "Les chants de l' aube" (2023 - "Lieder der Morgendämmerung") Violoncello: Gautier Capucon


Thierry Escaich (geb.1965 in einem Vorort von Paris) ist als Organist und Komponist weltweit bekannt. Dieses Konzert verlangt vom Cellisten alles ab: Rhythmuswechsel, Schläge, Pizzicato und Ponticello. Gautier Capucon bewies wieder einmal sein eminentes Können. Der erste Satz ("Des rayons et des ombres" - Von Strahlen und Schatten) ist geprägt von starken Gegensätzen. Dabei spielte Capucon wie ein rasender Rebell gegen das tobende Orchester an, um im nächsten Augenblick in lyrische Zartheit zu gleiten. Mit einer ruhigen Kadenz führt das Cello in den zweiten Satz, der stark tänzerisch geprägt ist. In der zweiten Kadenz bereitet das Cello den Sonnenaufgang des 3. Satzes ("Danse de l'aube" - Tanz der Morgendämmerung) vor und was folgt, ist überirdisch, eine Pastorale mit Gänsehauteffekt. Das Orchester, unter dem behutsamen Dirigat von Andrey Boreyko, nimmt ncchmals Fahrt auf, das Cello führt über Klippen und intensive Höhen, knapp vor dem Absturz fängt die Musik den faszinierten, atemlosen Hörer mit lebhaftem Rhythmus auf. Ein ganz kostbarer Moment von musikalischer Intensität!

Als Zugabe spielte Capucon "Le Cygne" (Der Schwan) vonCamille Saint-Saens mit unglaublicher Zartheit, gleichsam um das Publikum nach dem vorangegangenen intensiven Erleben zu beruhigen.


Dmitri Schostakowitsch: Symphonie Nr.10 e-moll


Anlässlich des 50. Todestages des Komponisten widmeten sich mehrere Dirigenten diesem schwierigen,vielschichtigen Werk, zuletzt mit großer Dynamik und Brillanz Andris Nelsons bei den Salzburger Festspielen.

Dass die Musik in wenigen Monaten nach Stalins Tod (März 1953) entstand und eine Abrechnung mit der Stalinära ist, ist bekannt. Wie die einzelnen Sätze jedoch interpretiert werden, ist von Dirigent zu Dirigent und von Musikologe zu Musikologe verschieden. Andrey Boreyko führt das Radio Symphonieorchester durcch die tobende und aufwühlende Musik mit deutlicher Gelassenheit und sparsamer Gestik. Im 1. Satz setzt er auf diskrete Romantik, manchmal klingt Mahler an. Daher wird die wütende Abrechnung mit Stalin, wie der 2. Satz interpretiert wird, durch den starken Kontrast um so stärker. Im 3. Satz schien Boreyko auf eine gewisse Beruhigung, Alltäglichkeit hin zu dirigieren, um dann um so wirkungsvoller in den zirkusartigen Aufruhr des 4. Satzes überzuleiten. Schotakowitsch also unaufgeregter als allgemein üblich.


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