Philipp Hochmair: Adalbert Stifter, Der Hagestolz. Das Muth.
- Silvia Matras
- 20. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Okt.

Der Wortblitzeschleuderer Philipp Hochmair und seine Musikblitze schleudernde Band "Die Elektrohand Gottes" machten sich über die sanfte, zärtliche und still berührende Novelle Stifters "Der Hagestolz" her. Und behandelten sie in Musik und Wort in der zu erwartenden Form.
Wer die Novelle kennt, der ist perplex. Was macht Hochmair aus dem alten Mann, der sich aus Liebesverlust und Enttäuschung über die Liebe schlechthin auf eine einsame, unzugängliche Insel zurückgezogen hatte. Im Leben war er sehr aktiv und erfolgreich, sorgte sich nach dem Tod seines Bruders, heimlich und im Hintergrund um dessen Sohn Viktor. Um diesen schickt er nun - so beginnt die Erzählung. Er soll zu Fuß kommen, ist die Order. Sich der Mühen des Weges bewusst werden. Auf der Insel angekommen, findet der Neffe einen alten Mann vor, der kaum mit ihm redet und ihn auf der Insel regelrecht einsperrt. Tage und Monate vergehen, bis sich endlich das Herz beider öffnet und sie miteinander offen reden können. Und bis zwischen ihnen Liebe und Achtung entstehen. Der Onkel gibt ihm beim Abschied die Lebensorder mit: Reise und mache in der Welt deine Erfahrungen, dann heirate jung, gründe eine Familie. Werde nicht zu einem verbitterten alten Mann, so wie er einer ist. Tränen fließen beim Abschied, Tränen der Liebe. Viktor wird reisen und seine innig geliebte Hanna heiraten.
Das Porträt Stifters wacht auf der Videowall über das Geschehen. Fritz Rainer und Hanns Clasen sorgen für Groove, dann Auftritt: Philipp Hochmair. Er setzt sich ungewöhnlich brav zu einem Tisch und liest. Und wird dort sitzen bleiben, nicht wie sonst immer herumturnen, reißt sich keine Kleider vom Leib. Er liest - nur. Hinter ihm werden die Titel der ausgewählten Kapitel eingeblendet und eventuell passende Begriffe daraus. Stellen, die ihm wichtig erscheinen, wiederholt er in altbekannter Manier. Hin und wieder erscheinen auf der Videowall Bäume- passend zur Naturbeschreibung des Textes. Dann die Begegnung der beiden: Der junge Viktor, ohne Lebenserfahrung, schüchtern - der alte Onkel, verbittert. Wie die beiden aufeinander zugehen, ihre Herzen in Liebe öffnen - genau diese Momente bleibt Hochmair schuldig. Er liest sie, aber die Emotionen bleiben aus. Eine Bemerkung sei erlaubt: Immer wieder fällt Hochmair in einen schnellen Sprechrhythmus, eingefärbt in seiner typischen Klangfarbe. Was dazu führt, dass der Text manchmal unscharf hinüber kommt. Ob er vielleicht zu viele Lesungen veranstaltet und dieses Manko gar nicht mehr merkt? Alles in Allem: Dennoch ein spannender Abend.


