Tonkünstler Orchester Niederösterreich: Tschaikowski, Konzert für Klavier und Orchester Nr.1 und Dvorak, Symphonie Nr.7
- Silvia Matras
- 23. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Aug.

In diesem Sommer, der kein Sommer war, musste die Musik die aufbauende Wirkung der Sonne vertreten. Wieder einmal fand das Konzert im Auditorium statt. Das Schüttwetter hatte doch einige vom Besuch abgehalten. Die gekommen waren, hatten es nicht bereut. Denn was man hörte, ließ einem den Dauerregen vergessen:
Tschaikowski, Konzert für Klavier und Orchester 1b-Moll, op. 23, Fassung 1879. Am Klavier: Kirill Gerstein, Dirigent: Gustavo Gimeno
Ein Furor an Musik brach über das Publikum herein! Kirill Gerstein „wütete“ über die Tasten, hart, unerbittlich im Anschlag, rasant im Tempo. Seine flinken Finger ließen alle staunen. Unter dem jungen Gustavo Gimeno hielt das Orchester perfekt dagegen. Ein Miteinander, ein Dialog über das Leben in seiner Rasanz und seine Unerbittlichkeit wurde ausgetragen. Alexander Moore, der die Einführung hielt und für den Programmtext verantwortlich zeichnet, übertitelte seinen Kommentar zur diesem Klavierkonzert treffend: „Auf dem Laufsteg“ (Seite 5). Kirill Gerstein wählte die ruhigere Fassung aus dem Jahre 1879, die man noch zu Lebzeiten Tschaikowskis spielte. Fragt sich nur, wie die „prestissimi – Fassung“ sich wohl anhört und vor allem, wie sie gespielt werden kann. Denn Kirill Gerstein forcierte das Tempo bis zum Äußersten. Nur kurze Zeit gab es Momente des Atemholens. Bis zum fulminanten Schluss hielten Orchester und Pianist die Spannung durch. Für den begeisterten Beifall bedankte sich Kirill Gerstein mit einem Ravelstück – wie um die Gemüter zu beruhigen.
Antonin Dvorak: Symphonie Nr. 7 d-Moll op. 70 (1884-85)
„Antonin, it’s tea time!“ ruft Alexander Moore dem Komponisten im Programmheft zu. Denn Dvorak kam aus London, wo er heftig gefeiert worden war, mit einem Auftrag für eine neue Symphonie zurück. In diesem Hochgefühl des Erfolges komponierte er die Siebente. Keine böhmischen Klänge und Tänze mehr – er wollte sich von den nationalen Unabhängigkeitsbestrebungen deutlich distanzieren. Beeinflusst von seinen verehrten Vorbildern Brahms und Beethoven entstand eine für die Zeit so typische Musik mit dem Motto: per aspera ad adstra. Schon der Beginn lässt auf einen „neuen“ Dvorak schließen: Unerbittlich hart und exakt leitet der Dirigent die Tonkünstler durch den ersten Satz, im zweiten dürfen Hörner und Holzbläser die Gemüter kurz beruhigen. Im Scherzo glaubt man sich kurz in einem böhmischen Dorffest, aber gemütlich wird es nicht, eher verstörend. Und erst ganz am Ende reicht die Musik im Finale – ad astra.
Viel Beifall für das Orchester und den Dirigenten.


